Neuss Forum diskutiert über Auslandsgeschäft

Neuss · Bei der Diskussionsrunde in Neuss ging es um aktuelle Herausforderungen für den Mittelstand.

 Sie diskutierten beim Wirtschaftsforum (v.l.): Berthold Stern, Michael Jungblut, Professorin Anja Karlshaus, Wolfgang Keusgen und Ulrich Birkmann.

Sie diskutierten beim Wirtschaftsforum (v.l.): Berthold Stern, Michael Jungblut, Professorin Anja Karlshaus, Wolfgang Keusgen und Ulrich Birkmann.

Foto: woi

Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft haben beim Wirtschaftsforum zum Mittelstandsbarometer des Rhein-Kreises in der Neusser Pegelbar über die Chancen und Herausforderungen im Auslandsgeschäft für den Mittelstand diskutiert. Zunächst hielt Wirtschafts- und Wissenschaftsjournalist Michel Jungblut, der früher das Wirtschaftsmagazin "Wiso" im ZDF moderierte, einen Vortrag mit dem Titel "Chancen des Mittelstandes im internationalen Wettbewerb". Danach folgte eine Diskussion mit Unternehmensvertretern und Außenwirtschaftsexperten.

Die Umfragen des letzten Mittelstandsbarometers ergaben, dass knapp ein Drittel der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss nicht nur im heimischen Markt, sondern auch im Ausland tätig ist. Dazu zählen vor allem Mittelständler aus dem verarbeitenden Gewerbe und Handel. Zwar sei, so Jungblut, dem Mittelstand schon oft sein Ende prophezeit worden, weil Großkonzerne diesem angeblich weit überlegen wären. Aber das stimme so nicht: "Große Innovationen kommen oft aus Garagenunternehmen", sagt Michael Jungblut. Und im Rhein-Kreis gebe es ungewöhnlich viele "Hidden Champions" - zu deutsch heimliche Gewinner. Das sind Unternehmen, die auf ihrem Gebiet weltweit erfolgreich sind. Doch das liege weder am Kapital noch an der Infrastruktur, sondern am Mitarbeiterpotenzial. Auch deshalb sei die Nachwuchssicherung aufgrund des demografischen Wandels in Deutschland enorm notwendig, erklärt Michael Jungblut.

Das Unternehmen HuminTech zählt mit seinem Sitz in Grevenbroich zu den Top 100 der innovativsten Unternehmen in Deutschland und ist einer der "Hidden Champions" im Rhein-Kreis. "Wir exportieren unsere aus Braunkohle gewonnenen Produkte in 66 Länder", berichtet Berthold Stern, Manager der Forschung und Entwicklung von HuminTech.

Das Auslandsgeschäft eröffne dem Unternehmen neue Spielräume und Absatzmärkte. Wolfgang Keusgen von der Creditreform Neuss/Düsseldorf betont: "Es gibt ein hohes Potenzial, ins Ausland zu gehen." Aber gibt es Länder, bei denen man passen muss? "Es gibt kaum Länder, an die wir nicht herankommen, zum Iran müssen aber beispielsweise erst einmal die Infrastrukturen zu den Banken wieder aufgebaut werden", räumt Ulrich Birkmann, Leiter des Auslandsgeschäfts der Sparkasse Neuss, ein.

Es gibt ebenso Risiken. Auslandsaktive Unternehmen leiden stärker unter dem derzeit gedämpften Weltwirtschaftsklima. Als weiteres Hauptrisiko gelten interkulturelle Missverständnisse. "Es geht in vielen Kulturen um den langfristigen Kontakt, nicht wie in Deutschland um den Erfolg im Meeting", erklärt Professorin Anja Karlshaus von der "Cologne Business School". Mitarbeiter mit ausländischer Herkunft bringen wertvolle kulturelle Kompetenzen mit. Landeskenntnisse sind ebenso wichtig wie Sprachkenntnisse für ein erfolgreiches Auslandsgeschäft.

(NGZ)
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