Neuss "Frauen an der Steuer" bietet Tiefgang und Gesang

Neuss · Im TaS begeistert ein Stück über das Steuersystem

 Melanie Haupt, Judith Jakob und Stephanie Thieß (v.l.) verzweifeln fast als "Frauen an der Steuer".

Melanie Haupt, Judith Jakob und Stephanie Thieß (v.l.) verzweifeln fast als "Frauen an der Steuer".

Foto: FADS

Die Unwetterwarnung wegen Glatteis sorgte am Samstagabend für einen halbvollen Saal im Theater am Schlachthof. Auch obwohl Melanie Haupt, Judith Jakob und Stephanie Theiß extra zehn Minuten später mit ihrem Stück "Frauen an die Steuer" anfingen, bleiben viele Sitze in der eigentlich ausverkauften Aufführung leer.

Die sicherheitsbedacht Daheimgebliebenen verpassten eine spielend leichte und zuweilen bitterernste Bestandsaufnahme des deutschen Steuersystems. In "Frauen an der Steuer" versuchen die drei Freundinnen Marlies, Karo und Ilona einen kleinen Fisch-Imbiss zu retten, den das Finanzamt einer Steuerprüfung unterzieht. Eine Nachzahlung wird fällig, die den Laden die Existenz kosten würde. Der Fall geht vor Gericht. Soweit die Rahmenhandlung. Doch die drei Schauspielerinnen werfen von einer Art Meta-Ebene immer wieder auch einen anderen Blick auf das Geschehen.

Mal zetern sie über Mehrwert-Steuersätze, mal zittern sie vor der kalten Progression. Dann steigern sie sich in Hitlersche Erregung beim Vorlesen einer in schönstem Beamtendeutsch geschriebenen Steuerrechts-Verordnung. "Was haben unser Steuersystem und das Universum gemeinsam?", fragen sie zu Anfang und antworten gleich selbst: "Beides hat einen Knall und dehnt sich immer weiter aus."

Unterbrochen werden die kleinen Sketche, die Monologe und die Haupthandlung immer wieder von Musik. Mit Ukulele, Gitarre, Rasseln und ihren drei Stimmen besingen die drei Frauen das zu wenige Netto vom Brutto, erträumen sich eine steuerfreie Anarchie und stellen mit einem Protest-Song die "Steuervermeidungs-Industrie" an den Pranger. Denn gegen das Steuerzahlen an sich, richtet sich das Stück nicht. So singen die drei Frauen: "Sie hat ihren Preis, die Demokratie. Deshalb wäre es fein, zahlten die die sie nutzen auch was ein."

Denn die nicht erst seit Lux-Leaks und Panama-Papers bekannte, am Rande der Legalität befindliche schlechte Steuermoral "des reichsten ein Prozent" stellen sie aufklärerisch dar und verleihen schließlich die Tax-Awards, eine Art Oscar für die geringste Steuerlast. Ein ernstes Ende mit Haltung an diesem ebenso unterhaltsamen Abend.

(jahu)
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