Analyse Früher hinschauen

Neuss · Analyse Die Folgen der Diskussion um Ab- und Wiedereinsetzung der VHS-Themenreihen

Das Hin und Her über die Ausrichtung der Nahost- und der Türkei-Reihe der VHS hat gezeigt, wie schnell eine Weiterbildungseinrichtung in kommunaler Trägerschaft zum Spielball der Politik wird. Aber wenn man Eigenarten und Eitelkeiten einmal außen vor lässt, bleiben grundsätzliche Fragen: Muss eine Volkshochschule überhaupt ein politisches Programm anbieten? Wie ausgewogen soll es sein? Und wer überprüft das?

Dass kommunale Politiker mit letztgenanntem überfordert sind, hat sich in der jüngsten Diskussion gezeigt. Aber sie haben daraus gelernt, die Modalitäten für die Präsentation verschärft, ohne die VHS-Leitung zu diskreditieren. Und jeder Bürgermeister wird künftig kaum noch ungeprüft im Vorwort zum VHS-Programm Vorträge als "außergewöhnliche Veranstaltungen" preisen - wie aktuell unter dem Stichwort "Den Horizont erweitern".

Doch die wichtigste Konsequenz setzt früher ein, bei der Programmgestaltung. Eine Bildungseinrichtung wie die VHS soll und kann sich auf allen Ebenen der Politik widmen, hat (partei-)politisch neutral zu sein. Sie darf heiße Eisen anpacken, muss aber gewährleisten, dass kontrovers diskutierte Themen auch kontrovers präsentiert werden. Das bezieht auch Kooperationsveranstaltungen mit anderen Vereinen oder Gruppierungen ein.

Wenn die ganze Diskussion um Ab- und Wiederansetzung einer Themenreihe, persönlich motivierter Gegenveranstaltung überhaupt ein Gutes haben kann, dann dieses: Künftig wird früher hingeschaut.

(NGZ)
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