Neuss Fünf Jahre Haft nach Überfall auf eine Netto-Filiale

Neuss · Nach einem Raubüberfall auf die Netto-Filiale in Hoisten muss ein junger Mann aus Erfttal jetzt für gut fünf Jahre ins Gefängnis. Das hat das Landgericht Düsseldorf gestern entschieden. Der Täter hatte im Prozess ein Geständnis abgelegt.

"Ich war zum Tatzeitpunkt massiv in Geldnot", beschrieb der 29-Jährige seine Situation im November des vergangenen Jahres. Zum einen sei viel Geld für seine Cannabis-Sucht draufgegangen, zum anderen hätte er selbst kein Geld verdienen können. "Ich hatte noch einen Haftbefehl wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein offen, konnte deshalb nirgends arbeiten." Weil seine Freundin und auch seine Oma ihm immer wieder etliche hundert Euro geliehen hatten, entschloss er sich letztlich, ihnen das Geld durch einen Raubüberfall zurückzugeben.

"Ich habe im Fernsehen gesehen, wie sowas gemacht wird", erklärte der gebürtige Gelsenkirchener, "da die Täter gesucht wurden, habe ich gedacht, mit sowas komme ich irgendwie durch."

Tagelang habe er sich Gedanken darüber gemacht, ob er einen solchen Raub "wirklich durchziehen" solle. Im Internet habe er sich diverse Videos von Überfällen angeschaut, um informiert und vorbereitet zu haben. Letztlich besorgte er sich eine Sporttasche, eine Gaspistole, eine Sturmhaube und Kabelbinder und machte sich am 12. November in der Dunkelheit auf den Weg zur Netto-Filiale am "Hagelkreuz" in Hoisten. "Ich war eine Stunde vor Geschäftsschluss da", erklärte der junge Mann vor Gericht, "da habe ich mir erst mal Mut angetrunken und einen Joint geraucht."

Um 21 Uhr sei der Supermarkt geschlossen worden. Am Hintereingang habe er auf die Beschäftigten gewartet und sie bei Verlassen des Gebäudes wieder ins Innere zurückgedrängt. 6300 Euro übergaben die Beschäftigten laut Staatsanwaltschaft "in Todesangst" dem maskierten und bewaffneten Mann. Nach wenigen Minuten habe er mit dem Geld in der Tasche die Flucht ergriffen. Weit kam er indes nicht - nach nur 60 Metern stoppte ihn die Polizei. "Ich habe mich sofort auf den Boden gelegt und bin festgenommen worden."

Das Gericht verurteilte den Neusser letztlich wegen schwerer räuberischer Erpressung unter Vorhalt einer Schusswaffe zu fünf Jahren und drei Monaten Haft. "Damit sind wir zufrieden", sagte Rechtsanwalt Selim Tasci, "es ist die in diesem Fall mögliche Mindeststrafe." Seiner Ansicht nach hätte das Urteil weit höher ausfallen können: "Immerhin hatte mein Mandant elf Vorstrafen."

(mape)
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