Neuss Füttern verboten - Stadt stellt neue Schilder auf

Neuss · In den Grünanlagen der Stadt erinnern neue Schilder daran, dass die Fütterung von Wildtieren verboten ist und dem Ökosystem schadet.

 Henrike Mölleken, Leiterin des Amtes für Grünflächen und Umwelt, und Umweltdezernent Matthias Welpmann vor einem neuen Schild im Stadtgarten.

Henrike Mölleken, Leiterin des Amtes für Grünflächen und Umwelt, und Umweltdezernent Matthias Welpmann vor einem neuen Schild im Stadtgarten.

Foto: woi.

Die Brotkrumen müssen zuhause bleiben: Das Füttern von Wildtieren ist eine Ordnungswidrigkeit, die in Neuss konsequenter kontrolliert werden soll. Zehn neue Schilder, die die Stadt im Alten Stadtgarten, am Jröne Meerke, im Rosengarten und im Bahnhofsbereich aufgestellt hat, bekräftigen und bebildern jetzt ein längst bestehendes Verbot.

Kleinere Schilder warnen schon länger vor einer nicht artgerechten Fütterung mit Nahrungsresten. "Die hat gravierend negative Folgen für Tiere und Umwelt", erklärt Umweltdezernent Matthias Welpmann. Zusammen mit der Leiterin des Amtes für Grünflächen und Umwelt, Henrike Mölleken, erläutert er die Gründe für die strenge Kontrolle des Fütterungsverbots.

Dazu gehören Mangelernährung, Krankheiten und der Verlust des natürlichen Nahrungsverhaltens. Und eine starke Vermehrung der Arten. Die Überpopulation von Wasservögeln, Sumpfbibern (Nutrias) und Ratten sei schon lange ein Problem der Neusser Grünanlagen, sagt Welpmann. Die Parks seien zunehmend verdreckt, die Ufervegetation werde von Bibern zerstört. Sie unterhöhlen die Ufer mit ihren Wohnhöhlen, fressen die Rinde der Gehölze und nagen Wurzeln an.

Als ein weiteres Problem nennt die Stadt den verstärkt ausgeschiedenen Kot. Er führe dem Wasser zusätzliche Nährstoffe zu und fördere damit das Algenwachstum. Der Abbau der abgestorbenen Pflanzenteile verbrauche den im Wasser gelösten Sauerstoff, was unter Wasser lebenden Organismen die Lebensgrundlage entzieht. Das Gewässer kann sich nicht mehr selbst reinigen, der Weiher sei vom "biologischen Umkippen" bedroht.

Doch verfehlte die bisherige Beschilderung ihren Zweck: Das Fütterungsverbot wurde von vielen Spaziergängern ignoriert. Die Meinung, den Tieren in der kalten Jahreszeit etwas Gutes zu tun, habe sich hartnäckig gehalten. "Dabei finden alle wildlebenden Arten auch im Winter ausreichend Nahrung in der Natur", sagt Welpmann.

Das Gleichgewicht des Ökosystems ist in den Neusser Grünanlagen schon lange zerstört. Im Februar hat die Stadt die zuständigen Jagdpächter mit der Bejagung der Sumpfbiber beauftragt. Eine Aktion, die in den sozialen Netzwerken für Diskussion sorgte. "Dabei ist es standardmäßige Aufgabe der Stadtjäger, das Gleichgewicht in den Tierpopulationen zu wahren. Das gilt vor allem für Tiere, die als Schädlinge eingestuft werden", sagt Mölleken. Dies sei bei den Sumpfbibern definitiv der Fall. Die invasive Tierart hat in Deutschland keine natürlichen Feinde, pflanzt sich aber ganzjährig fort - mit vier bis sieben Jungtieren pro Wurf.

Und doch: Die Lage verändern kann nur der Parkbesucher selbst. "Und zwar indem er auf die Fütterung aller in den Grünanlagen lebenden Wildtiere verzichtet", sagt Welpmann. Dass damit Nager, Enten, Gänse und Flugvögel gemeint sind, wird auf den neuen Schildern symbolisch gezeigt. Wer dem neu beschilderten Fütterungsverbot nicht folgt, muss mit einem Bußgeld rechnen.

(NGZ)
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