Neuss Ganztagsbetreuung: Mehr Geld für Schulen

Neuss · Die Stadt reicht die erhöhten Zuschüsse des Landes an die Träger des Offenen Ganztagsschule weiter. Die wollen aber langfristig Sicherheit.

 Der Offene Ganztag in der Münsterschule: Christiane Raschke betreut dort die Kinder, Träger ist die katholische Jugendagentur.

Der Offene Ganztag in der Münsterschule: Christiane Raschke betreut dort die Kinder, Träger ist die katholische Jugendagentur.

Foto: Woitschützke

Die Betreuung von Grundschulkindern in der Offenen Ganztagsschule (OGS) wird ab sofort mit mehr Geld gefördert. Das Land hat mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres die Förderung pro Kind um 1,5 Prozent angehoben. Diese Landesmittel werden in vollem Umfang an die Träger weitergegeben und der städtische Anteil ebenfalls um 1,5 Prozent erhöht. Außerdem werden die Fördersätze zum 1. August nochmals um 1,5 Prozent erhöht. Diese Vorlage aus der Verwaltung nickte der Schulausschuss am Abend einstimmig ab. Betroffen ist die Betreuung von rund 3100 Kindern an den Grundschulen. Die Quote liegt bei 55 Prozent.

Die Minimalförderung pro Kind lag bisher in der Summe bei 1366 Euro und ab August bei 1387 Euro. Die Förderung in Neuss ist aber schon jetzt deutlich höher und lag bisher bei einem OGS-Platz ohne sonderpädagogische Förderung bei 1815 Euro. Jetzt sind es 1851 Euro. Für einen "OGS-plus"-Platz gibt es nun 2476 Euro im Jahr (bisher: 2440 Euro) und für einen Platz mit sonderpädagogischer Förderung 3612 Euro (bisher 3550 Euro) jährlich.

"Wir freuen uns, dass die Stadt die Erhöhung der Förderung wie vorgesehen an die Träger weitergibt", sagt Thomas Isop-Sander, Sprecher der OGS-Träger. "Würde die Stadt nur den Pflichtanteil zahlen, würde das nicht reichen, um die hohe Qualität der Betreuung zu sichern." Petra Buhren vom Sozialdienst katholischer Frauen sagt: "Die Erhöhung ist ganz wichtig, weil das Budget wirklich sehr auf Kante genäht ist. Die Steigerungen bei den Personalkosten werden mit 1,5 Prozent zusätzlich kaum abgedeckt."

Für die Stadt erhöhen sich die Kosten für die OGS leicht um etwa 19 000 Euro im laufenden Kalenderjahr. 2015 überweist die Stadt nun 4,15 Millionen Euro an die Träger. Dafür bekommt sie vom Land rund 3,24 Millionen Euro erstattet. Etwa 900 000 Euro schießt die Kommune selbst hinzu. Im Schnitt, so die Verwaltung, liege der städtische Anteil pro Kind bei rund 270 Euro im Jahr, der Elternanteil bei etwa 720 Euro. Die Eltern müssen nach dem "Neusser Modell" bis zu 100 Euro im Monat hinzuzahlen.

Für die Träger geht diese Finanzierung aber noch nicht weit genug. Denn das Land hat in seinem Erlass ebenfalls festgeschrieben, dass die an die Stadt zu zahlende Förderung auch ab dem Jahr 2016 jeweils zum Beginn des Schuljahres um 1,5 Prozent erhöht wird. Ob diese Erhöhung dann auch an die Träger weitergereicht werden wird, ist noch ungewiss. Denn das war nicht Teil der Vorlage aus der Verwaltung. "Wir wissen aber wegen bestehender Tarifverträge, dass die Personalkosten steigen werden", mahnt Thomas Isop-Sander. "Jetzt besteht Ungewissheit, ob das auch in Zukunft durch die höhere Förderung aufgefangen wird."

Hinzu kommt: Die Nachfrage nach OGS-Plätzen ist ungebrochen hoch. Wie die Träger berichten, gebe es in vielen Schulen Wartelisten und klar definierte Dringlichkeitskriterien. Der Stadtverordnete Ralph-Erich Hindebrandt (SPD) mahnte gestern im Ausschuss an: "Die bisherige Quote reicht nicht aus. Wir müssen gerade in den Ortslagen mit vielen Neubauten über zusätzlichen Bedarf nachdenken." Stephanie Wellens (CDU) entgegnete, dafür sei nicht der Offene Ganztag das richtige Modell, sondern die gebundene Ganztagsschule, bei der alle Schüler länger bleiben und die Schulen dafür einen Lehrerstellenzuschlag erhalten - und zwar vom Land.

(NGZ)
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