Neuss Geerlings bleibt Parteichef der CDU

Neuss · Im zweiten Anlauf hat Jörg Geerlings, der seit zehn Jahren an der Spitze der Neusser Christdemokraten steht, gestern Abend sein Amt gegen Herausforderer Michael Werhahn verteidigt. Um 22.40 Uhr stand das knappe Ergebnis fest.

 Jörg Geerlings musste gestern beim CDU-Parteitag im Landestheater um sein Amt als Parteivorsitzender der Neusser CDU kämpfen. Am Ende setzte er sich mit knappem Stimmenvorsprung durch.

Jörg Geerlings musste gestern beim CDU-Parteitag im Landestheater um sein Amt als Parteivorsitzender der Neusser CDU kämpfen. Am Ende setzte er sich mit knappem Stimmenvorsprung durch.

Foto: A. Baum

Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden - und sie fiel knapp aus: Mit 261:226 Stimmen bei sechs Enthaltungen wurde Jörg Geerlings gestern Abend als Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes bestätigt. Zu den ersten Gratulanten zählten Bundesminister Hermann Gröhe, der CDU-Kreisvorsitzende Lutz Lienenkämper MdL - und der unterlegene Mitbewerber Michael Werhahn.

Mehr als 150 CDU-Mitglieder waren zum Reformparteitag im Februar erschienen, als das Positionspapier "Zukunft 2020" verabschiedet wurde. 493 kamen gestern Abend ins Foyer des Landestheaters. Kaum etwas scheint die Mitgliederschaft mehr zu mobilisieren, als Personalentscheidungen. Doch die beiden Bewerber für den Vorsitz stellten klar: Es geht um mehr. Für Geerlings sogar "um die Zukunft der Partei.

 Michael Werhahn hat das Duell gegen Jörg Geerlings verloren. Die Kritik an Geerlings hatte sich nach der verlorenen Bürgermeisterwahl in Neuss zugespitzt.

Michael Werhahn hat das Duell gegen Jörg Geerlings verloren. Die Kritik an Geerlings hatte sich nach der verlorenen Bürgermeisterwahl in Neuss zugespitzt.

Foto: Andreas Baum

Der Jurist Geerlings (43), Vorsitzender seit zehn Jahren, warb darum, "den Reformprozess weiter fortsetzen zu können." Der Unternehmer Werhahn (65) betonte, die Führung der Partei verbessern zu wollen - damit über inhaltliche Arbeit das Vertrauen der Bürger zurückgewonnen werden kann. "Wesentliche Teile der Bürgerschaft stehen nicht mehr hinter uns", sagte Werhahn, der sich gegen den Vorwurf aus dem alten Vorstand verwahrte, die Spaltung der Partei zu betreiben. "Eine Gegenkandidatur ist keine Parteispaltung", stellte er klar. "Sie ist nur von den Amtsinhabern nicht gewollt."

Cornel Hüsch, selbst vor Jahren Parteivorsitzender, hatte noch vor der Versammlung Wahlzettel für den Herausforderer Werhahn verteilt. Geerlings verzichtete darauf, Flyer auf jeden Platz zu legen. Er hatte die Monate seit dem "verhinderten" CDU-Wahlparteitag im vergangenen Dezember, als der Vorstand mit seinem Plan Schiffbruch erlitten hatte, mit vorgezogenen Vorstandswahlen Fakten zu schaffen, genutzt, um Präsenz zu zeigen: Sechs Stadtteilkonferenzen und ein Programmparteitag boten ihm Bühne genug.

Die Debatte um Programm und Personal hatte nach der verlorenen Bürgermeisterwahl im vergangenen September begonnen. Mitte November hatte Geerlings dargelegt, erst das Personaltableau gestalten zu wollen - und damit nach Ansicht vieler Mitglieder die Reihenfolge der von den Mitgliedern erteilten Aufträge auf den Kopf gestellt. Es formierte sich innerparteilich eine Gegenbewegung. Die war am geplanten Wahlabend im Dezember noch nicht so weit, einen Vorschlag für einen Vorstand präsentieren und in eine Abstimmung gehen zu können. Aber sie war groß genug, um die Terminpläne des alten Vorstandes zu durchkreuzen. Mit 158:149 setzte diese Mehrheit damals den Tagesordnungspunkt Wahlen ab und verpflichtete den amtierenden Vorstand, die angekündigte inhaltliche Debatte vorzuziehen. Die führte am 18. Februar mit dem einstimmig verabschiedeten Positionspapier zu einem Ergebnis, das Geerlings wie Werhahn nur loben konnten. Für Irritationen hatte vor der Wahl ein Brief Werhahns gesorgt, den viele Mitglieder in der Post fanden. Während einige einen Datenmissbrauch witterten und sogar von Klage die Rede war, stellte Geerlings klar: "Die Geschäftsstelle hat keine Adressen herausgegeben."

Heinz Sahnen fand die Debatte verwunderlich. Er hätte es gut gefunden, wenn über die Geschäftsstelle Bewerbungsschreiben beider Kandidaten verschickt worden wären - und der Saal applaudierte. Und er applaudierte noch einmal, als Josef Grenzer solche Debatten als Kleinkram fehl am Platze fand.

Klaus Goder führte die Diskussion wieder auf den Punkt. "Wir brauchen einen Neuanfang", sagte er und warb für Werhahn, so wie Daniela Leyhausen oder Waltraud Beyen für Geerlings warben. Ihr Argument: Geerlings sei in der Parteiarbeit präsenter und an der Basis engagierter.

Der neue Vorsitzende führt eine Partei mit einer stabilen Mitgliederzahl, aktuell 1343 Köpfe zählt. Auch die Kasse stimmt. Sieben Prozent Einsparrungen bei den laufenden Kosten und eine Erhöhung der liquiden Mittel um neun Prozent zierten den letzten Kassenbericht, den Jakob Beyen als Schatzmeister vorlegte. Er hatte wie sein Stellvertreter Heiner Cöllen nicht mehr kandidiert, weil er der Ansicht war, nach den Wahlniederlagen wären auch personelle Konsequenzen nötig. Für das Schatzamt kandidierten Tobias Goldkamp und Natalie Panitz, die beide Bewerber für das Vorstandsamt unterstützten.

(-nau)
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