Neuss Gesamtschulen weisen 148 Kinder ab

Neuss · Die schlechten Anmeldezahlen für die Sekundarschulen bringen das Thema Schulentwicklung kurzfristig auf die Tagesordnung der Politik. Bis zur Sitzung des Schulausschusses im Juni sollen die Optionen geprüft sein.

Neuss: Gesamtschulen weisen 148 Kinder ab
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Am Freitag hat die Verwaltung die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen an die Politik weitergegeben, die prompt zum Top-Thema einer Koalitionsklausur von CDU und Grünen am Wochenende wurden. "Die Anmeldezahlen für die Sekundarschulen sind schlecht", griff dort Stephanie Wellens (CDU) eine der augenfälligsten Punkte heraus. "Da zeigt sich ein Trend beim Elternwillen." Doch, was tun mit dieser Erkenntnis?

Fakt ist: Die Zeit drängt ein wenig. Wenn man aus einer Sekundarschule, die die Haupt- und Realschulen alter Prägung ersetzen soll, eine weitere Gesamtschule würde machen wollen, müsste das bis zum Herbst geschehen, sagt Wellens. Ihre Begründung: "Danach sind die ältesten Sekundarschüler in Klasse acht." Die Schulentwicklung will die Koalition deshalb im Juni im Schulausschuss zum Thema machen und bis dahin Optionen prüfen. "Man kann sie ja auch als Teilstandort einer Gesamtschule führen".

Diskutiert wird auch in der SPD, deren Arbeitskreis Schule morgen über dem Zahlenwerk die Köpfe zusammenstecken wird. Die Vorstellung, bei möglichen Veränderungen der Schullandschaft Hand an eines der fünf städtischen Gymnasien zu legen, ist für die Schulausschuss-Vorsitzende Gisela Hohlmann (SPD) dabei keine Option. 589 Anmeldungen dort würden ja auch einen Elternwillen dokumentieren. Die Kernfrage muss sein, welche Lösung es für die Sekundarschulen gibt. Und da sind noch lange nicht alle bereit, diese zu schleifen. "Soll man sie schon jetzt für gescheitert erklären?", fragt Dieter Zander (Grüne) und gibt sich gleich die Antwort: Nicht bevor man sich mit den Gründen für ihre zurückhaltende Bewertung durch die Eltern beschäftigt hat. Er fürchtet auch, dass es bei noch mehr Schulen mit einer Oberstufe in Neuss am Ende zu wenig Jugendliche gibt, um die Kurse füllen zu können.

Offiziell hat die Stadt die Anmeldezahlen nur in einer bereinigten Form verbreitet. Demnach konnten 111 Kinder, die von einer Gesamtschule abgewiesen werden mussten, auf die beiden Sekundarschulen verteilt werden. Diese Zahl lässt die eigentliche Dimension der Misere nicht erkennen. Denn an der Sekundarschule Neuss wurden tatsächlich nur 24, an der Comeniusschule (der zweiten Schule dieses Typs) nur 42 Kinder angemeldet. Das waren jeweils noch einmal weniger als im Vorjahr. Erst nach einer Zuweisung und einem zweiten Anmeldetermin kamen die Schulen auf 76 beziehungsweise 111 Schüler. "Seit drei Jahren werden an der Gesamtschule abgewiesene Kinder zu den Sekundarschulen geschickt", stellt Hohlmann fest. "Können wir das so weitermachen?"

Die Anmeldezahlen aus der Tatsache abzuleiten, dass es sich bei den Sekundarschulen um junge Einrichtungen handelt, trägt nicht. Die Gesamtschule Norf wurde 2014 und damit im gleichen Jahr wie die Comeniusschule eingerichtet. Doch die Gesamtschule musste schon im zweiten Jahr Kinder abweisen - und für das nächste Schuljahr schon wieder. Wie alle Gesamtschulen.

"Mir ist wichtig, dass wir keine Restschule mehr haben", sagt Hohlmann, die für eine Elternbefragung wirbt. Sie sagt aber auch: "Wir werden nichts von oben verordnen".

(NGZ)
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