Neuss Gestohlenes Stadt-Wappen wird ersetzt

Neuss · Mitte 2017 hatten Unbekannte das stählerne Kaarster Stadt-Wappen von der Nordkanal-Brücke an der Friedrichstraße abmontiert und gestohlen. Doch das neue Modell ist bald fertig - hergestellt von einem, der weiß, wie's geht.

 Willi van den Bongard (r.) und sein Neffe Joachim fertigen ein neues Wappen für die Brücke an der Friedrichstraße an. Bald soll es an die Detailarbeit gehen.

Willi van den Bongard (r.) und sein Neffe Joachim fertigen ein neues Wappen für die Brücke an der Friedrichstraße an. Bald soll es an die Detailarbeit gehen.

Foto: woi

Wer an der Friedrichstraße die Brücke, die über den Nordkanal führt, passiert und etwas genauer hinschaut, dem fällt auf: da fehlt doch etwas. Tatsächlich handelt es sich nicht um eine optische Täuschung. Denn noch immer klafft eine Lücke an der Stelle, an der einst das Wappen der Stadt Kaarst zu sehen war. Es war von Unbekannten Mitte vergangenen Jahres abmontiert und gestohlen worden. Die Wappen von Neuss, Schiefbahn, Neersen, Viersen, Süchteln, Hinsbeck und Venlo sind hingegen noch immer an der Brücke befestigt.

Doch die Kaarst-Lücke wird schon bald geschlossen sein. Denn Willi van den Bongard und sein Neffe Joachim fertigen gerade ein neues Wappen an. Es könnte keinen Geeigneteren für diesen Job geben als Willi van den Bongard. Schließlich fertigte der heute 79-Jährige als 15 Jahre alter Schlosser im dritten Lehrjahr das Kaarster Wappen für die Brücke an, das jetzt gestohlen wurde. Rund 65 Jahre ist das her.

Als er hörte, dass die "Freunde und Förderer des historischen Nordkanals" sich um adäquaten Ersatz bemühen, erklärte er sich bereit, dem Verein unter die Arme zu greifen. Und das, obwohl er längst im Ruhestand ist. Sein Neffe, der gerade eine Ausbildung zum Restaurator mit Fachrichtung Metallbau macht, stellte den Kontakt zum Vorstandsmitglied Klaus Karl Kaster her.

Die Arbeiten sind schon gut vorangeschritten. Rahmen, Wappen und Kaarst-Schriftzug sind bereits ausgesägt, nun gilt es, die Details auszufeilen, ehe die einzelnen Stücke zusammengeschweißt werden.

Den Verantwortlichen ist es besonders wichtig, dass das neue Wappen genau so aussieht wie das gestohlene. Das Problem: Von dem alten Modell gibt es keine Zeichnungen oder Pläne mehr. Darum musste alles neu vermessen werden - von der Dicke der Schrift über die Größe des Wappens bis hin zu den Abständen.

"Es muss genau so in Handarbeit hergestellt werden wie vor rund 65 Jahren, sonst würde sich das Wappen optisch zu sehr von den anderen abheben", sagt Willi van den Bongard, der sich noch gut an jeden einzelnen Arbeitsschritt erinnert. "Es sprudelt förmlich aus ihm heraus", sagt Kaster schmunzelnd. Rahmen, Wappen und Schrift - aus Baustahl geformt - wiegen zusammen rund zehn Kilo.

All zu lange wollen die Verantwortlichen nicht mehr warten, bis die Lücke an der Brücke geschlossen wird. "Wir haben den Juni avisiert", verrät Kaster. Die Präsentation des neuen Wappens soll im Rahmen einer kleinen Feier vorgenommen werden.

Eine interessante Nebengeschichte: Schon bevor das Stadt-Wappen gestohlen wurde, hatte sich Joachim van den Bongard vorgenommen, eine Projektarbeit über das auffällige Brückengeländer am Nordkanal zu schreiben und bereits die "Freunde und Förderer des historischen Nordkanals" kontaktiert, um an Informationen zu kommen. Und wenn man so möchte, hat der dreiste Diebstahl sogar einen positiven Nebeneffekt - denn nun kann Joachim van den Bongard die Geschichte des Bauwerks aktiv mitgestalten.

(jasi)
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