Neuss Gewaltiges Konzert mit Chor und Orchester

Neuss · Bruckners Große Messe stand im Fokus des Konzerts mit 100 Sängern im Quirinusmünster.

Das Münsterkonzert in der außerordentlich gut besuchten Quirinusbasilika nahm in seinem Programm den Allerheiligentag vollkommen auf. Kaum denkbar ist ein stimmungsvollerer Beginn als das "Requiem für Streicher" des japanischen Komponisten Toru Takemitsu (1930-1996). Die Bitte der Lebenden für das Seelenheil ihrer Verstorbenen "Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr" nahmen die gedämpften Streicher des Rheinisches Oratorienorchester Düsseldorf unter Leitung des Münsterkantors Joachim Neugart extrem sauber auf.

Nach einem kurzen Bratschensolo erfährt das Werk eine kontrastreiche Steigerung, immer wieder verführen lyrische Passagen zur Meditation. Obwohl Takemitsu in seinem avantgardistischen Stil serielle Techniken verwendet, befriedigt das knapp zehnminütige Requiem auch konventionelle Hörgewohnheiten.

Im Mittelpunkt des Konzertes stand aber die "Messe in f-Moll" für Soli, vierstimmigen gemischten Chor und Orchester von Anton Bruckner. Wegen ihrer symphonisch spätromantischen Ausmaße, auch in der Besetzung, wird sie auch "Große Messe" genannt und steht zu Recht in einer Reihe mit Bachs "Hoher Messe h-Moll", Mozarts unvollendeter "Messe in c-Moll" und Beethovens "Missa solemnis".

1867 hatte die Wiener Hofmusikkapelle diese Messe bestellt, eine Aufführung dann aber als "unspielbar" abgelehnt. Erst 1872 uraufführte sie Bruckner auf eigene Kosten und unter seiner Leitung in Wien. Aus der Stille entwickelt sich das "Kyrie", erst mit dem Solosopran beim "Christe" hellt sich die Stimmung auf, die zum "Gloria" in strahlendem Allegro eine erste Steigerung erfährt.

Im Orchester sorgt dafür ein gewaltiges Aufgebot an Pauken, Trompeten und Posaunen. Dem gegenüber stand eine große Chorgemeinschaft von mehr als 100 Sängern. Der Münsterchor verband sich mit dem ebenfalls von Joachim Neugart geleiteten Schönhausen-Chor Krefeld und Mitgliedern der Choral Arts Society Tokyo. Dennoch hatte es der Chor beim "Gloria" und dem eindrucksvollen gleichsam als sinfonische Dichtung im Zentrum stehenden "Credo" schwer, sich gegen "volles Orchester" durchzusetzen.

Die gehaltvolle Homogenität dieses Riesenchores durfte man bei wenigen großartigen A-cappella-Passagen bewundern. Das "Agnus Dei" war der chorische Höhepunkt. Die Solisten überstanden auch heftigste Orchesterausbrüche souverän: Corby Welch (Tenor), Mitglied der Deutschen Oper am Rhein, brillierte über dem stabilen Fundament von Sebastian Klein (Bass). Elvira Bill (Alt) meisterte auch die tiefsten Lagen warm und ausdrucksstark. Katarzyna Wilk übertönte mit strahlend klarem Sopran jederzeit die Instrumente. Sie hatte auch mit dem "Sonnengesang des Franziskus von Assisi" des Meerbuscher Komponisten Thomas Blomenkamp ein wunderbares Solo, an der Münsterorgel umsichtig begleitet von Ute Gremmel-Geuchen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort