Neuss Goldkamp legt eine politische Pause ein

Neuss · Tobias Goldkamp steht nicht mehr zur Verfügung, wenn die CDU am 19. April einen neuen Schatzmeister wählt. Mehr noch: Der 37-Jährige, der in der Nacht zum Mittwoch in dieses Amt gewählt wurde, diese Wahl aber nicht annahm, kündigte gestern an, eine politische Pause von unbestimmter Dauer einlegen zu wollen. Die Kommentare in den sozialen Netzwerken reichen von "authentisch" bis "Hut ab", aber Stephanie Kux ist richtig sauer. Die 33-Jährige konterte prompt, denn sie ist vielleicht die Ursache für Goldkamps Rückzug, aber nicht die "kurzfristig aufgestellte Gegenkandidatin", von der er spricht.

 Erfolg als Anwalt ist für Tobias Goldkamp wichtiger als das "Basteln an einer politischen Karriere". Deswegen legt der 37-Jährige nun eine politische Pause ein.

Erfolg als Anwalt ist für Tobias Goldkamp wichtiger als das "Basteln an einer politischen Karriere". Deswegen legt der 37-Jährige nun eine politische Pause ein.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Am Freitag vergangener Woche, und damit rechtzeitig zur Mitgliederversammlung, hatte Kux ihre Kandidatur als stellvertretende Schatzmeisterin eingereicht. Dass die Bankkauffrau, die schon dem alten Vorstand als Beisitzerin angehörte, Ambitionen in dieser Richtung hatte, sei aber seit Dezember bekannt gewesen, sagt sie. Seit Abgabe ihrer Bewerbung sei "im Auftrag", wie sie betont, aber versucht worden, sie zur Zurücknahme ihrer Bewerbung zu bewegen. Sie gab nicht nach, schlug in geheimer Wahl die vom Vorstand für dieses Amt favorisierte Natalie Panitz aus dem Rennen - und löste so Goldkamps Rücktritt aus.

Goldkamp erklärte, er sei im Tandem mit Panitz angetreten. Begründung: "Die Aufgaben sind sensibel und manchmal heikel." Da müssten Schatzmeister und stellvertretender Schatzmeister gut zusammenarbeiten. Die in einem persönlichen Gespräch gewonnene Erkenntnis, auch mit Kux eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufbauen zu können, reifte zu spät. Da hatte er schon seinen Verzicht auf das Amt erklärt. Goldkamp könnte nun erneut kandidieren, doch will er "aus persönlichen Gründen und angesichts der Ereignisse" nicht mehr zur Verfügung stehen.

Er werde der CDU verbunden bleiben, erklärte Goldkamp via Facebook. Tatsächlich aber hat sich der junge Anwalt mit seiner angekündigten "politischen Pause" ins politische Abseits manövriert - auch wenn der Parteivorsitzende Jörg Geerlings ihn nicht ohne weiteres ziehen lassen will. "In weiser Voraussicht", so kommentierte er Goldkamps Rückzug auf Facebook, "haben wir Dich für die Kommunalwahl (2014, d. Red.) auf einen guten Listenplatz gesetzt." Als zweiter Nachrücker auf der Reserveliste gehört Goldkamp weiter der kleinen Fraktion an und wirkt auch als sachkundiger Bürger weiter mit.

Der "junge Wilde" von einst war vor drei Jahren auf die politische Bühne zurückgekehrt. Als Beisitzer kam er in den Vorstand und entwickelte das 1999 erarbeitete "Erneuerungspapier" fort, das er mit Geerlings unter dem Titel "Dreisprung 2015: Bewährtes bewahren, offen für Neuss" vorstellte. 2015 managte er den Bürgermeisterwahlkampf für Thomas Nickel, der der teuerste Wahlkampf war, den die Neusser CDU je zu stemmen hatte. Für Goldkamp war das die "Eintrittskarte" in den geschäftsführenden Vorstand, als er im Vorjahr auch stellvertretender Parteivorsitzender wurde. Auf Kritik aus der Mitgliederschaft am damaligen Führungstrio, das nur aus drei jungen Rechtsanwälten besteht, reagierte Goldkamp auf seine Art. Damit "da mehr Abwechslung reinkommt", wie er es formulierte, kündigte er an, bei den vorgezogenen Vorstandswahlen nicht mehr als "Vize" antreten, sondern sich um das Amt des Schatzmeisters bemühen zu wollen. "Ich bin nicht der Ansicht, dass man sich eine politische Karriere basteln und jedes Amt nehmen muss, das sich einem bietet", erklärte er gestern den Amtsverzicht und seine "politische Pause". Kux will aus dem Rückzug kein Kapital schlagen. Nach dem Amt des Schatzmeisters greife sie nicht.

(-nau)
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