Neuss Grüne: Öko-Experten-Hilfe fürs Hammfeld II

Neuss · Die Grünen sammeln Ideen für nachhaltiges Gewerbe. Bürgermeister Napp ist skeptisch.

 Roland Kehl (l.) und Michael Giesen auf der "Expo Real" in München.

Roland Kehl (l.) und Michael Giesen auf der "Expo Real" in München.

Foto: lber

Von Freiburg bis Bottrop ist es nur ein Katzensprung. Zumindest auf der Gewerbe-Immobilienmesse "Expo Real" in München - gut für Roland Kehl und Michael Giesen, die für die Neusser Grünen bei dem Treffen von Kommunen, Wirtschaftsregionen und Immobilienbranche auf der Suche nach Vorbildern für eine "andere" Entwicklung von Gewerbegebieten waren. "Anders, weil energetisch-innovativ, ökologisch, nachhaltig", sagt Kehl. Freiburg und Bottrop gehören zu den Städten, die auf der Messe Beispiele präsentiert hätten.

 Bürgermeister Herbert Napp (l.) und Staatssekretär Gunter Adler.

Bürgermeister Herbert Napp (l.) und Staatssekretär Gunter Adler.

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Auch in Neuss wurde mit Blick auf die zur Entwicklung anstehenden Gewerbeflächen an der Autobahn in Holzheim schon über Konzepte wie einen Zero-Emission-Park gesprochen. Das Hauptziel: den CO2-Ausstoß durch den Einsatz regenerativer Energien und innovatives Bauen möglichst auf "Null" senken.

Auch für die Restflächen im Hammfeld II, wo es nach Vorstellung der Grünen dabei bleiben soll, dass außer dem geplanten zweiten Möbelhaus der Krieger-Gruppe neben Höffner kein weiterer Einzelhandel angesiedelt wird, denken Kehl und Giesen in diese Richtung. "Wir haben dazu Gespräche mit Krieger geführt und sind durchaus auf Zustimmung gestoßen", sagt Kehl. Das Unternehmen habe signalisiert, externe Berater, die Erfahrung mit der Entwicklung nachhaltiger Gewerbegebiete hätten, mit ins Boot zu holen. Im Fokus stehen zunächst acht Hektar Restfläche im Hammfeld II. Michael Giesen betont jedoch, dass aus Sicht der Grünen nicht nur das Hammfeld II, sondern der Gesamtbereich vom Wendersplatz bis zum Rheinparkcenter in die Planung einbezogen werden muss. Giesen hofft, nicht nur Unternehmen nach Neuss holen zu können, die sich allein aus betriebswirtschaftlichen Gründen für Ideen wie minimierten Energieverbrauch interessieren.

Der Optimalfall sei, so Kehl, ein neues "Cluster" von innovativen, umweltorientierten Unternehmen, die auch Know-how an den Standort bringen. Das wiederum sei interessant für die Hochschulen in Neuss. Zwar sei die Ansiedlung einer staatlichen Hochschule nach vielen gescheiterten Versuchen nicht mehr zu erwarten, die Hochschule Niederrhein jedoch habe im Gespräch mit den Grünen und der Stadt zumindest Interesse an einzelnen Kooperationen signalisiert. Dies nährt bei den Grünen die Hoffnung, ihre 2014 in die Diskussion gebrachte Idee vom Hochschul-Campus auf dem Wendersplatz doch noch realisieren zu können.

Zwar hatten die konkurrierenden Privat-Hochschulen zunächst sehr zurückhaltend auf die Campus-Idee reagiert, Kehl sieht aber in Kombination mit dem Projekt Hammfeld II eine neue Chance. Ein Mehrzweckgebäude auf dem Wendersplatz könnte sowohl zentrale Einrichtungen für die Hochschulen, etwa spezielle Hörsäle, anbieten, als auch Schnittstellenfunktionen zwischen Hafen, Hammfeld und Reinparkcenter übernehmen. "Dort könnten Wirtschaft, Wissenschaft und Ausbildung zusammenkommen", sagt Kehl. Es gehe eben nicht nur um Gewerbesteuer, sondern auch darum, jungen Menschen in Neuss Perspektiven zu bieten."

Bürgermeister Herbert Napp allerdings hält nicht viel von den Ideen der Grünen: "Zero-Emission-Parks sind ein Modethema", sagte er in München am Rande eines Gesprächs mit Gunter Adler, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsichertheit. Viele Elemente der Konzepte seien längst umgesetzt - auch in Neuss. "Dachbegrünung, Pelletheizung, spezielle Dämmung, das finden Sie nicht nur bei einem neuen Möbelhaus. Das ist heute Standard", so Napp. Nachhaltige Bauweise dürfe zudem nicht mit einer speziellen Nutzung in Verbindung gebracht werden. "In solchen Gebäuden muss keine IT-Schmiede arbeiten. Das kann auch ein Baumarkt sein." Der Idee vom "Hochschul- und Innovations-Cluster" am Hammfeld II kann der Bürgermeister ebenfalls wenig abgewinnen: "Das funktioniert nur an großen Hochschulstandorten wie in Aachen." Zudem sei im Hammfeld I und an der Hammer Landstraße noch genügend Raum auch für innovative Unternehmen vorhanden - in direkter Nachbarschaft zum Beispiel zum Multitechnolgiekonzern 3M. Dass die Gebäude dort teilweise älter sind, ist, so Napp, kein Hinderungsgrund: "Die Vermieter sind bereit, zu investieren und auf die Wünsche der Mieter einzugehen." Die Pläne der Grünen für das benachbarte Hammfeld II schafften unnötige Konkurrenz und blockierten die Idee, die Bestände im Hammfeld I zu revitalisieren.

(ki-)
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