Marie-Agnes Strack-Zimmermann "Grüne sind kleinkariert und spießig"

Neuss · Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende ist heute ab 19 Uhr beim Liberalen Stammtisch im Hotel Jan van Werth zu Gast.

 Leidenschaftliche Motorradfahrerin, promovierte Publizistin und dreifache Mutter: Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Leidenschaftliche Motorradfahrerin, promovierte Publizistin und dreifache Mutter: Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Foto: Bretz

Frau Strack-Zimmermann, die Stadt Kaarst bemüht sich darum, Durchfahrtsort der Tour de France 2017 zu werden. Was halten Sie davon?

Marie-Agnes Strack-Zimmermann Nichts gegen Sportevents, aber es muss passen. Und da Düsseldorf als Startort der Tour de France zahlen muss, hat die FDP im Düsseldorfer Stadtrat dies abgelehnt, weil wir haushaltsmäßig wichtigere Dinge zu stemmen haben. Das soll aber nicht heißen, dass Kaarst sich nicht für eine Ortsdurchfahrt bewerben soll. Die Tour de France wird kommen, und wenn unsere Nachbargemeinden daran teilhaben wollen, freuen wir uns.

Das Rheinland will sich um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2028 bewerben. Profitieren davon auch die kleineren Kommunen?

Strack-Zimmermann Grundsätzlich halte ich das für eine große Chance. Im Gegensatz zur Tour de France würden sich bei den Olympischen Spielen auch das Land und weitere große Städte finanziell beteiligen. Und jede Investition in die Infrastruktur ist ein Gewinn. Wenn allerdings die olympische Idee kommerzialisiert und auf die Funktionäre reduziert wird, findet das keine Mehrheit in der Bundesrepublik.

Birgt eine Metropolregion Rheinland auch Chancen für die kleinen Partner oder würde das ein Club der großen Städte wie Düsseldorf und Köln?

Strack-Zimmermann Eine Metropolregion muss auch kleinere Städte mitnehmen, sonst ist sie keine Region. Derzeit wird zwar viel darüber geredet, aber es passiert nichts. Ich halte das für einen spannenden Ansatz, um in der EU konkurrenzfähig zu bleiben. Es wäre auch eine Gelegenheit, die Region zu vermarkten. So hat das Ruhrgebiet viele schöne Ecke, die es noch zu entdecken gibt.

In NRW wird viel über eine schwarz-grüne Koalition geredet. Wie kommt es, dass sich die Grünen zunehmend als wertekonservativ etablieren?

Strack-Zimmermann Die Grünen waren bei ihrer Gründung progressiv, inzwischen sind sie kleinkariert, spießig und wertekonservativer als Teile der CDU. Im Gegensatz dazu sind wir die einzigen, die mutig und unkonventionell Themen angehen, wo alle anderen auf die Bremse treten und Bedenken äußern. Dass es vermehrt zu schwarz-grünen Koalitionen kommt, liegt auch daran, dass sich die SPD pulverisiert hat und für die Grünen keine Option mehr ist.

Welche Chancen hat Ihr Partei-Kollege Bijan Djir-Sarai, 2017 in den Bundestag zurückzukehren?

Strack-Zimmermann Die Chancen werden gut sein. Der Bundesvorsitzende Christian Lindner führt uns naturgemäß an. Als stellvertretende Bundesvorsitzende werde ich auf der Liste bei der Bezirkswahlversammlung auf einen vorderen Platz kandidieren, gefolgt von Bijan Sarai, der auf der Bezirksliste auf Platz 1 steht. Wir werden alles daran setzen, dass die FDP wieder in den Bundestag einzieht, weil eine liberale Partei, eine Partei mit mutigen Ansätzen, dort noch nie so dringend nötig war. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt.

Nicht nur Kaarst hat viel leisten müssen, um Flüchtlinge aufzunehmen ...

Strack-Zimmermann Für mich sind die großen Helden in dieser Situation die Kommunen und die Ehrenamtler. Dass hier so viele bereit waren, Verantwortung zu übernehmen, hat mich stolz auf Deutschland gemacht. Leider lässt der Bund die Kommunen nach wie vor allein. Dabei sind die Kommunen nur die Ausführenden. Das Geld müsste zu 100 Prozent vom Bund kommen.

Das Landesverfassungsgericht hat den Kommunal-Soli für rechtmäßig erklärt. Wie finden Sie das?

Strack-Zimmermann Das ist enttäuschend. Das Urteil liest sich, als wären die sogenannten "reichen" Städte nicht solidarisch. Düsseldorf muss jetzt jedes Jahr 19 Millionen Euro abgeben, Geld, das andere Städte erhalten, um sich zu entschulden. Dieses Geld ist nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde von uns in den vergangenen 15 Jahren erwirtschaftet. Wir haben um jede Million gerungen, die nun andere Städte ausgeben. Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Nachhaltig wirtschaftende Kommunen dürfen nicht bestraft werden. Ich bin entsetzt, dass Oberbürgermeister Geisel dafür auch noch Verständnis zeigt. Offensichtlich läuft er sich für ein Ministeramt im Land warm.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE SUSANNE NIEMÖHLMANN.

(NGZ)
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