Serie Neusser Fassaden Hausbau: Die neue Lust auf starke Farbe

Neuss · Wer genau hinschaut, entdeckt sie an verschiedenen Stellen in der Stadt: bunte Fassaden, zum Teil in leuchtenden, kräftigen Farben. Ein neuer Trend, meint der Neusser Malermeister Michael Dworak. Aber: Es muss immer ins Stadtbild passen.

 Am Glockhammer wird frisch gestrichen: Edmund und Marita Behr besprechen ihre Farbwünsche mit Boris Brunnabend (li.), und Michael Dworak (re.).

Am Glockhammer wird frisch gestrichen: Edmund und Marita Behr besprechen ihre Farbwünsche mit Boris Brunnabend (li.), und Michael Dworak (re.).

Foto: woi

Aus gammeligem Grün wurde ein leuchtendes Rot, aus einem verblassten Gelb ein sanftes Orange und aus einem verwaschenen Rosa ein fein abgesetzter Erker in Rottönen — wer aufmerksam durch die Stadt geht, der sieht sie etwa an der Further Straße, der Wendersstraße oder an der Jülicher Straße frisch renovierte Fassaden, die in leuchtenden Farben strahlen.

"Tatsächlich ist es so, dass die Neusser Fassaden deutlich farbiger werden, es gibt einen neuen Mut zur Farbigkeit", sagt der Neusser Malermeister und Sachverständige Michael Dworak. "Während früher grau in allen Variationen gefragt war, ist nun die Lust auf Farbe da —und auf gut gestaltete Fassaden."

Das war aber auch mal anders: Als er noch vor ein paar Jahren Hausbesitzern einige Farbakzente an der Fassade vorgeschlagen habe, hätte er nur Kopfschütteln geerntet, so der Malermeister. "Damals wollte man grau, hellgrau, dunkelgrau. Da bin ich selbst mit leichten Farbakzenten nicht durchgedrungen. Das ist heute definitiv anders, der Mut zu Farbe ist ausgeprägter."

An Wohnhäusern, vor allem an Mehrfamilienhäusern, könne man in Neuss den Trend zur Farbigkeit der Fassaden derzeit gut beobachten. Gerade Besitzer von Mietobjekten hätten erkannt, dass mit einer farbig gestalteten Fassade auch die Attraktivität des Objektes steige. "Wenn ich mir eine Wohnung in einem Haus mit schmuddeliger Fassade anschaue, macht das einen weniger guten Eindruck, als wenn die Fassade einladend aussieht", sagt Michael Dworak. Bei Einfamilienhäusern seien die Besitzer meist vorsichtiger, Farbtrends seien dort vor allem Sandsteinfarben und dezente Gelbtöne. Die können an größeren Objekten dann aber auch schon mal deutlich kräftiger sein als früher, "sie dürfen aber nicht zu knallig sein", sagt Dworak.

Auch ein kräftiges Rot ist durchaus angesagt. "Kombiniert mit Weiß sieht das sehr frisch aus. Farbenfroh, aber nicht bunt", sagt der Malermeister, dessen Vater das Neusser Maler-Unternehmen gründete, das im nächsten Jahr 50 Jahre alt wird. Generell seien warme Farben angesagt und hätten die früher gefragten kalten Töne abgelöst. Michael Dworak rät Hauseigentümern, die ihre Fassade neu gestalten möchten, zu einer Farbberatung durch einen Malermeister. "Der Experte achtet darauf, dass die Farben zum Objekt, aber auch ins Stadtbild passen. Und es geht ja nicht nur um die Grundfarbe, sondern auch darum, was sich absetzten lässt." Ist das Haus etwa in der Grundfarbe Rot gestrichen, lässt sich mit Weiß oder einem abgetönten Rotton spielen. Fenster, Erker oder Simse werden entsprechend abgesetzt — so entstehen schöne Effekte und Hingucker. "Dabei sollte es nicht zu bunt werden, die Farben dürfen sich nicht kannibalisieren."

Besitzern denkmalgeschützter Häuser rät der Experte immer zum Kontakt mit der Denkmalbehörde. "Ich habe schon einige denkmalgeschützte Häuser saniert und auch die Fassaden erneuert. Oft ist mehr möglich, als man denkt." Und schon eine leichte Farbvariation verhelfe einem alten Gebäude zu neuer Eleganz. Michael Dworak hat übrigens beobachtet, dass auch an öffentlichen Gebäuden mehr Farbe einzieht: "Der Klassiker ist da immer noch Glas, Stahl und Steinkonstruktionen und wenig Farbe, was schade ist. Aber es gibt durchaus Bemühungen, etwa bei Sporthallen oder Kindergärten."

(NGZ/rl)
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