Neuss Haydns "Schöpfung" mit großem Chor und Vorspiel für Kinder

Neuss · Die Aufführung in der evangelischen Christuskirche wurde von einem Projekt mit Kindern zwischen fünf und 15 Jahren begleitet.

 Ungewöhnliche Begegnung: Herr Haydn (Dan-Clemens Hieronimus) trifft auf Kantorin Katja Ulges-Stein (r.)

Ungewöhnliche Begegnung: Herr Haydn (Dan-Clemens Hieronimus) trifft auf Kantorin Katja Ulges-Stein (r.)

Foto: Harald Frosch

Rund 25 Sänger waren der Einladung der Kantorei der evangelischen Christuskirche im Februar gefolgt und ließen sich in das große Chorprojekt "Die Schöpfung" von Joseph Haydn einbinden. Ein entsprechend stark in allen Stimmen besetztes Ensemble von mehr als 50 Mitgliedern begeisterte jetzt bei der Aufführung in der sehr gut besuchten Christuskirche.

Gleich zu Beginn formuliert der Chor einen der Höhepunkte der Haydnschen Schöpfungsgeschichte: "Und es ward Licht" ertönt in strahlendem Fortissimo. Die stimmliche Ausgeglichenheit des Chores überzeugt vor allem in den Fugen und Fughetten, passgenau die Einsätze beim Dialog mit den Solisten. Wenige Male bleibt der Sopran bei extrem hohen Lagen dünn. Dass der machtvolle Chor "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" zum Abschluss des ersten Teils zu arg beschleunigt war, lag an der Leiterin Katja Ulges-Stein, die wohl wusste, dass sie diesen Chor strapazieren durfte.

Unter den Solisten ragte der deutsch-mexikanische Bariton Rafael Bruck heraus, der als Erzengel Raphael auch interpretatorisch ausdrucksstark und bestens verständlich den Worten Gottes "Seid fruchtbar alle, mehret euch!" würdevolle Tiefe gab. Die Sopranistin Irene Kurka setzte ihre technische Geschmeidigkeit wirkungsvoll bei der Arie "Nun beut die Flur das frische Grün" ein, melodisch eine der schönsten Einfälle Haydns überhaupt. Der junge Tenor Wolfgang Klose gestaltete vor allem die dramatischen Rezitative großartig, ließ am "vierten Tag" die Sonne strahlen und den Mond sanft schimmern. An seiner Textverständlichkeit dürfte er noch ein wenig arbeiten.

In großer Besetzung glänzte das Orchester "Düsseldorfer Altstadtherbst" besonders bei den zu Haydns Zeiten unerhörten tonmalerischen Instrumentalfeinheiten: Die Klarinetten singen das frohe Lied der Lerche, Flöten ahmen den Nachtigallenschlag nach, das Kontrabassfagott lässt den Löwen brüllen, "normale" Fagotte schildern ein verliebtes Taubenpaar. Ein gemütvolles Flötenterzett leitet in den idyllischen dritten Teil ein, den man aber ruhig kürzen dürfte. Davon ausgenommen bleibt natürlich der hymnische Schlusschor "Singt dem Herrn alle Stimmen!"

Begleitet wurde die Schöpfungsgeschichte durch ein Projekt für Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren. Sichtbares Zeichen waren vier großformatig gestaltete Banner, die die Kirche schmückten. Vor dem Konzert erzählten den jungen Zuhörern Herr Haydn (Dan-Clemens Hieronimus) und Frau Käthe (Pfarrerin Kathrin Jabs Wohlgemuth) eine kindgerechte Schöpfungsgeschichte mit Musik.

(NGZ)
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