Neuss Heinz Sahnen: 40 Jahre Ratsherr - 40 Jahre Lust an der Politik

Neuss · Die CDU regierte noch mit absoluter Mehrheit. Herbert Karrenberg war Oberbürgermeister. Da rückte Heinz Sahnen im Januar 1976 in den Stadtrat ein, dem er heute 40 Jahre angehört. Der "ewige Heinz" ist dienstältester Ratsherr.

 Für NGZ-Karikaturist Wilfried Küfen ist Heinz Sahnen ein beliebtes Motiv ...

Für NGZ-Karikaturist Wilfried Küfen ist Heinz Sahnen ein beliebtes Motiv ...

Foto: ""

Vielleicht wurde aus dem damals 29 Jahre alten Talent Heinz Sahnen ein erfolgreicher Politiker, weil er schnell lernte, wie Niederlagen schmecken. Sein Start in die Kommunalpolitik war ein Fehlstart. Als er im Mai 1975 erstmals für den Stadtrat kandidierte, verlor er den Sitz an Reinhard Radermacher von der SPD. Doch Sahnen hatte Glück. Als wenig später seine Parteifreundin, die Stadtverordnete Konstanze Crüwell, aus Neuss wegzog, folgte er ihr als Nachrücker auf der CDU-Liste in den Rat nach. Vor 40 Jahren, im Januar 1976, nahm Heinz Sahnen erstmals als Stadtverordneter an einer Sitzung des Gremiums teil, dem er bis heute ununterbrochen angehört und dessen dienstältestes Mitglied er nun ist.

In 40 Jahren duckte sich der Parteisoldat Heinz Sahnen niemals weg, wenn es Arbeit zu verteilen gab. Sahnen war Parteivorsitzender, Fraktionschef in Stadtrat und Kreistag, war Landtagsabgeordneter; vor allem war und blieb er aber ab 1979 der immer direkt gewählte Stadtverordnete aus Erfttal. Seinen Wahlkreis hegt und pflegt er, in seinem Wahlkreis lebt er und er bleibt für die Erfttaler der Kümmerer, der erste Sozialarbeiter. Weil für Sahnen Demokratie von unten wächst, ist er den Menschen nahegeblieben. Diese bescheidene Bodenständigkeit leitet sich auch aus seinem christlichen Menschenbild ab.

So entwickelte Heinz Sahnen aus seinem politischen Fehlstart einen nachhaltigen Erfolgsweg. War er bei der 1975er Wahl noch mit 45,7 Prozent gescheitert, so rutschte er nie wieder unter die 50-Prozent-Marke; 2004 triumphierte er mit 70 Prozent in Erfttal und übertraf das stadtweite CDU-Ergebnis um 19,2 Prozentpunkte. Sahnen machte aus einem Arbeiterviertel mit hohem Ausländeranteil eine CDU-Hochburg.

Die Erklärung lieferte Hans-Peter Oebel. Als der langjährige Leiter des Neusser Sozialamtes im Oktober in den Ruhestand ging, bezeichnete er Erfttal als Vorzeigestadtteil. Denn dort gebe es ein gutes Netzwerk, das in Sachen Altenpflege gut berate und Unterstützung vermitteln könne, sagt er. Auch die Integration von Ausländern sei durch die gut aufgestellte Quartierarbeit erfolgreich. "Man braucht Ansprechpartner vor Ort und kurze Wege", sagte Oebel. Sahnen ist so ein Ansprechpartner. Doch der erinnert sofort an andere, an wichtige Mitstreiter wie den unermüdlichen Werner Schell oder den Sozialdienst Katholischer Männer (SKM), der exzellente Arbeit in Erfttal leiste: "dezentral und effektiv", sagt Sahnen und fügt die Stichworte Lotsenpunkte und Notinseln an. Was in Erfttal funktioniere, müsse auch andernorts erfolgreich sein: "Wir können da Vorbild sein."

Heinz Sahnen hat seine Identität als Jugend- und Sozialpolitiker nie verloren. Als Landtagsabgeordneter stieg er zum Sprecher für Planung und Wohnungsbau seiner CDU-Fraktion auf. Einen Schwerpunkt legte er in der Landpolitik ebenso auf den sozialen Wohnungsbau wie als stellvertretender Vorsitzender des Neusser Bauvereins.

Wer den inzwischen 69 Jahre alten Ratsherrn sieht, der mag kaum glauben, dass er einst zu den "Jungen Wilden" um Herbert Napp, Siegfried Zellnig oder Angelika Quiring-Perl gehörte, die Mitte der 1980er Jahre gegen die damals dominierenden CDU-Granden den Aufstand probten und den jungen Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff als Stadtdirektor durchsetzten. Die (politischen) Freundschaften tragen bis heute. "Wir haben die CDU erneuert", erinnert sich Sahnen.

Politik ist für Heinz Sahnen eine Lust. Niederlagen inklusive. Als er 2010 die CDU-Landtagskandidatur an den aufstrebenden Jörg Geerlings verlor, schmerzte ihn der Verlust, doch er blieb der Kommunalpolitik und seinem Wahlkreis treu. Der "ewige Heinz" aus Erfttal.

(-lue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort