Neuss Heizen mit Holz im Trend

Neuss · Da der Ölpreis immer weiter steigt, entscheiden sich immer mehr Neusser für einen Kamin. Doch wer Holz im Wald selber kleinsägen will, muss einen "Motorsägen-Führerschein" machen. Zudem muss das Holz zwei Jahre trocknen.

 Im Mühlenbusch dürfen Privatleute in Begleitung von Förster Theodor Peters ihr Brennholz selbst kleinhacken.

Im Mühlenbusch dürfen Privatleute in Begleitung von Förster Theodor Peters ihr Brennholz selbst kleinhacken.

Foto: Jaz

Die wohlige Wärme breitet sich langsam im Zimmer aus. Hin und wieder knackt einer der glühenden Holzscheite im Kamin und kleine Funken werden aufgewirbelt. Immer mehr Neusser haben sich bereits einen Ofen oder Kamin angeschafft. Und der Trend steigt. Grund dafür ist neben der anheimelnden Atmosphäre der stetig steigende Ölpreis.

Mittlerweile besitzen rund 25 bis 30 Prozent mehr Leute einen Kamin als noch vor zehn Jahren. "Die meisten nutzen ihn besonders in der Übergangszeit, nicht aber als Ersatz für die Heizung", sagt auch der Bezirks-Schornsteinfegermeister Bernd Duizindstra. "Nur ganz wenige lassen dafür jedoch die Heizung komplett ausgeschaltet."

Dabei kann mit einem Ofen als alleinige Wärmequelle richtig Geld sparen. Während eine Kilowattstunde (kWh) Heizöl oder Erdgas etwa 7,5 Cent kostet, beträgt der Preis für eine kWh Brennholz nur etwa 2,9 Cent. Somit werden anstatt 2500 bis 3000 Liter Öl oder 3000 Kubikmeter Erdgas zwischen 20 bis 30 Raummeter (RM) Holz pro Winter für ein Einfamilienhaus benötigt. Ein Festmeter (etwa 1,4 RM) kostet etwa 55 Euro. Zudem ist das Heizen mit Holz für die Umwelt unbedenklich, erklärt Duizindstra. "Alle Feuerstätten werden vorher geprüft. Es entsteht keine höhere Feinstaubbelastung."

Durch den Trend zum gemütlichen Wärmespender ist auch die Nachfrage an Brennholz für Privathaushalte enorm gestiegen. Viele Neusser haben es sich zum Hobby gemacht, sich schweißtreibend an der frischen Luft zu betätigen. Sie fahren in den Wald, um die bereits gefällten Bäume selbst in kleine Scheite zu sägen.

"Zuvor muss jedoch eine Motorsägenschulung absolviert werden", sagt Förster Theodor Peters. An einem Samstag lernen die Teilnehmer mit der Säge umzugehen. "Zudem sind Schnittschutzhose und die -stiefel sowie ein Helm unverzichtbar. Es darf aber nur mit voriger Anmeldung bei den örtlichen Forstdienststellen gesägt werden. Selber Fällen ist hingegen verboten", sagt Peters. "Der Knechtstedener Wald — zu dem der Mühlenbusch gehört — ist Naturschutzgebiet." Bisher war es zudem möglich, Brennholz aus dem Neusser Stadtforst zu beziehen. Doch die Stadt verteilt künftig für den Forst nur noch einmalige Nutzungsrechte an Firmen. Denn was für den Privatmann ein schweißtreibendes Freizeitvergnügen darstellt, ist für die Förster zum Teil zeitaufwendig.

Und noch ein Tipp: Bei geschlagenem Holz ist zu beachten, dass "es zwei Jahre zum Trocknen gelagert werden muss", sagt Peters. "Ansonsten kann der Kamin versotten, es besteht Brandgefahr." Das feuchte Holz produziert zu viel Ruß und Qualm, der sich absetzt und den Kamin verstopft. Wer nicht so lange Holz lagern will, kann stattdessen auf getrocknetes, gespaltenes Kaminholz zurückgreifen. Kosten: rund 70 bis 90 Euro pro RM.

(NGZ)
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