Sommerinterview Maximnoise "Hier erlebst du einzigartige Sachen"

Neuss · Der Neusser Rapper und Youtube-Star MaximNoise spricht im Stadtgarten über seinen Lieblingsplatz, die Vorzüge seiner Heimatstadt, sein neues Album "Mucke auf Rezept" und die virtuelle Öffentlichkeit, in der er sich als Künstler bewegt.

 Der Rapper MaximNoise hat seinen Lieblingsplatz im Stadtgarten.

Der Rapper MaximNoise hat seinen Lieblingsplatz im Stadtgarten.

Foto: WOI

MaximNoise, wir haben uns im Stadtgarten am Bootshaus getroffen. Ehrlich gesagt hatte ich etwas anderes erwartet bei einem Rapper.

MaximNoise (lacht) Diese Klischees sind doch längst überholt, ich würde eher sagen, das Gegenteil ist heute der Fall. Rap ist längst nicht mehr nur Ghetto und Straße. Außerdem würde ich mich nicht als klassischen Rapper bezeichnen, dafür singe ich viel zu gerne.

Ok, also warum dann hier?

MaximNoise Weil der Stadtgarten ein wunderschöner Ort ist, um die Seele baumeln zu lassen und auf neue Gedanken zu kommen. Auf der Lokomotive habe ich schon als Kind gespielt, und das obligatorische Bild von mir auf dem Eierdieb gibt es natürlich auch. Hier bist du ganz zentral in Neuss, aber hast trotzdem deine Ruhe.

Wie anziehend ist Ruhe?

MaximNoise Als Ausgleich ist Ruhe für mich sehr anziehend. Für Videodrehs bin ich gerne mal an urbanen Spots unterwegs, und bei Konzerten komme ich regelmäßig unter Leute. Auch wenn mein Motto "Make some noise" ist, komme ich gerne zum Abschalten her und höre den Vögeln beim Singen zu. Warte mal kurz: Dieser Fischreiher da steht einfach so auf dem See, das meine ich - hier im Stadtgarten erlebst du einfach einzigartige Sachen.

Die Texte auf dem aktuellen Album "Mucke auf Rezept" sind sehr gesellschaftskritisch. Was beschäftigt dich?

MaximNoise Ich würde den Menschen gerne Mut machen, dass sie sich so zeigen, wie sie sind. Manch einer haut sich extrem viel Schminke ins Gesicht, um für den Moment schöner zu wirken. Dabei wird die Haut auf lange Sicht dadurch nur schlechter. Der leichteste, schnellste Weg ist nicht immer der Beste. Manchmal muss man einmal um die Welt reisen, um zu sich selbst zu finden.

Du kommst ziemlich viel herum in Deutschland. Warum liebst du Neuss?

MaximNoise Hier bin ich geboren, bin nah bei meiner Familie, meinen Freunden. Woanders bin ich MaximNoise, hier bin ich der Max - der Nachbar, der Kunde, der Gast im Café. In Neuss habe ich das Gefühl, zu Hause zu sein, was mir sehr wichtig ist. Man gewöhnt sich an die schönen Seiten und will die negativen optimieren. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch mal mit dem Fahrrad nach China fahren würde.

Was sind die schönen Seiten?

MaximNoise Abgesehen vom Stadtgarten kannst du in jede Ecke von Neuss kommen, indem du dich durch Grün bewegst. Die perfekte Basis: Du hast deine Ruhe, bist aber schnell dort, wo die Action ist.

Was stört dich an Neuss?

MaximNoise Ich will es positiv formulieren: Neuss öffnet sich immer mehr für neue Dinge. Neuss ist sehr traditionell, was manchem Freidenker ein Dorn im Auge ist. Aber die Menschen öffnen sich, Neuss öffnet sich und wandelt sich sehr.

Auf Youtube bist du ein Star der Generation LeFloid. Einen Plattenvertrag mit einem großen Label hast du aber nicht. Wie kann man als Künstler davon leben?

MaximNoise Man sollte zunächst einmal dafür leben. Als Youtuber bekommst du im Partner-Programm ein wenig Geld für die Klicks, aber ohne die entsprechende Leidenschaft und Unterstützung meiner Freunde und Fans wäre damit kein großer Sprung möglich. Bei mir sind es verschiedene Standbeine: Konzerte, CD-Verkäufe oder Crowdfunding. Man muss immer bereit sein für den Wandel: Gerade verändern Streaming-Dienste alles. Die ganz Kleinen heute kennen das bald gar nicht mehr, Kunst zu kaufen. Das ist einfach nicht in deren Köpfen verankert. Genauso wie lineares Fernsehen - das kennen die gar nicht mehr.

Und das macht dich sauer?

MaximNoise Überhaupt nicht. Ich versuche positiv zu denken, weil dich Wut und Ärger nicht sehr weit bringt. Neue Zeiten bringen neue Probleme, aber auch neue Möglichkeiten. Am Ende geht es wie immer darum Probleme zu lösen, indem man Möglichkeiten schafft.

ANDREAS GRUHN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort