Neuss Hilfen für Familien sollen effizienter werden

Neuss · Werteverlust in Familien, Jugendarbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug - die Aussichten sind erschreckend: "Alle Meldungen deuten darauf hin, dass ein gesundes Aufwachsen, Lernen und Arbeiten immer schwieriger werden", sagt Jugenddezernent Stephan Hahn. Diese Entwicklung betrifft alle Neusser. Denn als Folge steigen die sogenannten Hilfen zur Erziehung, die von der Stadt durch die Betreuung von Familien oder gar Heimunterbringung von Kindern zu leisten sind, dramatisch an. Gestern widmete der Jugendhilfeausschuss diesem Thema eine Sondersitzung.

Vier Millionen Euro habe Neuss im vergangenen Jahr außerplanmäßig für diesen Bereich ausgeben müssen. "Zum einen, weil wir im Haushalt zu wenig dafür angesetzt hatten, zum anderen, weil die Kosten tatsächlich stark gestiegen sind", erklärte Hahn. Mit rund 20 Millionen Euro im Jahr seien die Hilfen zur Erziehung bei einem städtischen Gesamtetat von etwa 480 Millionen Euro "ein relevanter Faktor". Mit ihrer Ausgabensteigerung in dem Bereich (plus 26 Prozent) stehe die Quirinusstadt im Fünf-Jahres-Vergleich zur NRW-weiten (plus 40 Prozent) Entwicklung allerdings noch gut da.

Trotzdem müsse die Stadt reagieren, um weitere Fälle bewältigen zu können. So soll nun ein vierteljährliches Controlling für die Hilfen zur Erziehung eingeführt werden. Darüber hinaus sei eine bessere Vernetzung des Jugendamtes, genauer: des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD), mit Vereinen und Verbänden nötig. "Es muss zum Beispiel nicht immer ein Fachvortrag zum Thema Scheidung organisiert werden", sagte Kommunen-Beraterin Maria Lüttringhaus im Jugendhilfeausschuss. "So mancher Frauen-Frühstückstreff kann informell dasselbe leisten." Das würde die Verwaltung entlasten und Kosten sparen.

Weiterer wichtiger Punkt: Das Jugendamt müsse beim Kinderschutz entlastet werden. Teilweise alarmierten Schulen und Kindergärten die ASD-Mitarbeiter "schon mal aus Vorsicht" über eine schwierige Familie, bewirkten dadurch aber oft nur unnötige Hausbesuche des Jugendamtes. "Wir tragen alle gemeinsam die Verantwortung für schwierige Fälle", appellierte Ausschussvorsitzende Susanne Benary-Höck daher an die Anwesenden.

(NGZ)
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