Serie Meine Ausbildung (4) Hörgeräteakustiker - nah am Menschen

Neuss · Lehrlinge durchlaufen eine sehr praxisorientierte Ausbildung. Der Beruf ist zukunftsträchtig - immer mehr Menschen bemerken eine Verschlechterung ihres Hörvermögens. Das Geschäft ist eine Mischung aus Handwerk und Kundenkontakt.

 Malte Fixson (25) macht eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem Hörtests und die Beratung von Kunden.

Malte Fixson (25) macht eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem Hörtests und die Beratung von Kunden.

Foto: berns

der betrieb Durch Umwelteinflüsse wie permanenten Verkehrslärm oder zu laute Musik kann das Gehör auf Dauer geschädigt werden. "Dass nur alte Menschen Probleme mit dem Hören bekommen können, ist falsch. Im Gegenteil: Seit rund sieben Jahren kommen eben wegen dieser Umwelteinflüsse auffallend viele junge Menschen zu uns, deren Hörvermögen abgenommen hat", sagt Nora Wegener von der Firma "Oton" in Dormagen.

Das junge Unternehmen hat sich auf Hörakustik spezialisiert. "Wir beantworten Fragen rund ums Ohr", sagt Malte Fixson (25), der bei "Oton" eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker absolviert und aktuell das zweite Lehrjahr durchläuft. Zum Alltagsgeschäft gehören die fachkundige Beratung, eine medizinische Anamnese, die individuelle Einstellung von Hörgeräten und spezielle Hörtests.

Bewerbung Das Dormagener Unternehmen stellt alle zwei Jahre einen Azubi für den Beruf des Hörgeräteakustikers ein. Auch für das im August beginnende Lehrjahr ist noch eine Stelle frei. Nora Wegener erklärt, worauf sie bei einer Bewerbung achtet: "Wichtig ist in erster Linie das Auftreten, weil wir sehr viel persönlichen Kontakt zu den Kunden haben. Neben technischem Verständnis und Fingerspitzengefühl ist deshalb auch ein großes Maß an Offenheit nötig. Bewerber sollten Spaß an der Arbeit mit Menschen haben."

Auf gute Noten in bestimmten Fächern legt Wegener, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Verena Queißer noch ein zweites Geschäft in Neuss betreibt, hingegen weniger Wert. "Ein Realschulabschluss wäre allerdings wünschenswert", sagt sie.

Bewerbungen nimmt Nora Wegener sowohl per E-Mail als auch ganz klassisch in Form einer vollständigen Bewerbungsmappe entgegen. Was dann folgt, ist ein übliches Bewerbungsgespräch. Wer noch in diesem Jahr in die Ausbildung starten möchte, sollte allerdings schnell sein.

Ausbildung In den meisten Unternehmen werden die Lehrlinge schnell ins Alltagsgeschäft integriert. Die Ausbildung dauert drei Jahre, ist stark praxisorientiert und umfasst zwischendurch ebenfalls handwerkliche Komponenten. "Hörgeräte müssen auf jeden Kunden individuell angepasst werden. So werden zum Beispiel Halterungen gefräst", erklärt Azubi Malte Fixson. Dafür ist ein wenig technisches Verständnis gefragt.

"In der Ausbildung lernen wir aber auch die Programmierung von Hörgeräten", sagt der 25-Jährige, dessen Arbeitstag zur Geschäftsöffnung morgens um 9 Uhr beginnt. Wer die Lehre durchläuft, lernt außerdem die Durchführung einer Höranalyse. "Dabei werden verschiedene Tonfrequenzen getestet", erklärt Fixson, bei dem sich die Faszination fürs Hörvermögen über das Gitarrespielen entwickelte.

Diese Tests bilden eine Basis, auf der die Hörgeräte eingestellt werden. Wie die zuständige Handwerkskammer Düsseldorf mitteilt, wird die Ausbildung im ersten Lehrjahr mit 390 Euro, im zweiten mit 440 und im dritten mit 500 Euro brutto vergütet.

Berufsschule Während der dreijährigen Ausbildungszeit findet achtmal für je vier Wochen Blockunterricht an der "Landesberufsschule für Hörgeräteakustik" in Lübeck statt. Dort werden Hörgeräteakustiker aus ganz Deutschland unterrichtet. "Die Schule bietet für den Unterrichtszeitraum eine Unterbringung an", sagt Malte Fixson.

Zukunft Hörgeräteakustiker sind stark gefragt. Immer mehr Menschen haben Probleme mit dem Hörvermögen. "Wer die Ausbildung absolviert hat, hat sehr gute Zukunftsaussichten", sagt Nora Wegener, die dies auch mit dem demografischen Wandel und der Überalterung der Gesellschaft begründet.

(NGZ)
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