Neuss Homers Ilias für drei Schauspieler

Neuss · Jörg Reimer inszeniert am RLT den Stoff nach Raoul Schrotts Übertragung.

 Richard Lingscheidt, Juliane Pempelfort und Andreas Spaniol.

Richard Lingscheidt, Juliane Pempelfort und Andreas Spaniol.

Foto: F. Orbons

Die Ilias, diese Geschichte in 24 Gesängen von einigen Wochen des Trojanischen Krieges (der immerhin gut zehn Jahre dauerte) in zwei Stunden? Nein, Regisseur Jörg Reimer will keinen neuen Rekord aufstellen, wenn er das Epos von Homer für das Studio des RLT in Szene setzt. Basis ist außerdem noch die skandalträchtige Übertragung von Raoul Schrott, der bei der Veröffentlichung seiner Fassung vor rund sieben Jahren mächtig Prügel bezogen hat - vor allem von den Freunden der Antike, die sich nicht damit abfinden konnten, dass Homer eine solch lockere Sprache gepflegt haben soll.

Und weil auch diese Fassung noch viel zu lang für eine Bühnenversion ist, hat Reimer zusammen mit Nikolaus Günter ein Stück entwickelt, das sich auf Achilles und Hector konzentriert. Auf jene beiden Helden und erbitterten Feinde aus der Ilias, von denen der eine für Athen, der andere für Troja kämpfte. "Man könnte das Ganze aufladen mit abstrakten Kriegsbildern", sagt Reimer, "aber mir sind zwei Fragen wichtiger: Warum hat der Text überlebt? und Wie koppelt er an unser Leben an?" Alle Gesänge stammten aus einem religiösen Bereich, meint er und hat deswegen mit Günter zusammen eine Fassung geschaffen, die in einem Kultraum spielt. "Wie in einem Dionysos-Theater", sagt er, "man trifft sich, spielt und feiert." Drei Schauspieler setzt er ein, Juliane Pempelfort, Richard Lingscheidt und Andreas Spaniol, die sich "auf die Spurensuche nach einem Theaterritual begeben, mit dem dieser Mythos erzählt werden kann". Immer wieder gehe es dabei auch um Angstgefühle und was sie auslösen - Sexualität ebenso wie Gewalt, aber er versichert, dass "wir das spielerisch sichtbar machen". Schrotts Text zumindest liefert dafür einige Steilvorlagen.

Wer die Ilias nicht kennt, wird trotzdem verstehen, sagt Reimer. "Die Handlung wird plausibel gemacht, weil viel erzählt wird." Zudem will er seine Inszenierung nicht völlig aus der Antike herausheben: "Wir erfinden eigene Zeichen für die Kultstätte und das Kultfest", sagt er. Das ist vor allem die Aufgabe von Ausstatterin Karla Fehlenberg.

Info Oberstraße 95, Samstag, 11. März, 20 Uhr, Premiere, Karten unter 02131 269933

(hbm)
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