Serie Chancen für Flüchtlinge und Gesellschaft Hospitant entdeckt Spaß an Pflegeberuf

Neuss/Kaarst · Der 24-jährige Albaner Fatjon Kamza hat mehrere Wochen lang das Pflegepersonal im Vinzenzhaus unterstützt. Das hat sein Interesse an einer Ausbildung im sozialen Bereich geweckt. "So funktioniert Integration", sagt Haus-Leiter Detlef Rath.

 Die Pflege seiner betagten Mutter brachte den 24-jährigen Albaner Fatjon Kamza darauf, sich um eine Hospitanz im Vinzenzhaus zu bewerben.

Die Pflege seiner betagten Mutter brachte den 24-jährigen Albaner Fatjon Kamza darauf, sich um eine Hospitanz im Vinzenzhaus zu bewerben.

Foto: L. Berns

Fatjon Kamza (24) ist zufrieden. Der junge Albaner, der früher in seiner Heimat in einer Druckerei gearbeitet hat, unterstützt seit Anfang Januar als Hospitant das Pflegepersonal des Vinzenzhauses Alten- und Pflegeheim. "Ich möchte gerne etwas Berufliches im sozialen Bereich machen", erzählt er.

Fatjon Kamza lebt seit einem Jahr in Deutschland und versorgt hier seine betagte, pflegebedürftige Mutter. Diese Tätigkeit verschafft ihm nicht nur gute Aussichten auf eine langfristige Aufenthaltsgenehmigung, sondern ließ in ihm auch den entsprechenden Berufswunsch wachsen. "Das praktische Arbeiten ist nicht das Problem. Es macht mir großen Spaß", kommentiert Kamza seinen täglichen achtstündigen Einsatz im Vinzenzhaus. "Schwierig ist es mit der Sprache", sagt er jedoch.

Das bestätigt auch Detlef Rath, seit 17 Jahren Leiter des Vinzenzhauses, das 107 Wohnplätze bereit hält. "Fatjon Kamza verfügt über eine große Empathie für die zu pflegenden Menschen. Die zweite Säule der Arbeit ist aber das sprachliche Verständnis und die Dokumentation aller Arbeitsschritte", erklärt er.

Bei dieser schriftlichen Fixierung braucht Kamza derzeit noch viel Unterstützung. "Ich lerne jeden Tag dazu, und zwei Mal pro Woche gehe ich abends in einen Deutschkursus der Volkshochschule", so Kamza. Seine Tätigkeit empfindet er als sehr positives Projekt und hat inzwischen ein großes Interesse an einer Ausbildung in der Altenpflege entwickelt. "Der Weg dahin wäre über ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) gut möglich", sagt Rath. Dann könne der 24-jährige Kamza weitere Erfahrungen im Arbeitsleben sammeln, erhielte eine finanzielle Vergütung und wäre in einem geschützten Bereich tätig.

Die Anleitung eines Hospitanten bedeute zwar eine kurzfristige Belastung des Pflegepersonals, langfristig sei aber eine perspektivische Unterstützung sehr gut, erläutert Rath weiter: "Wir brauchen mehr Pflegepersonal und sind als Ausbildungsbetrieb immer an jungen Menschen interessiert. Derzeit haben wir dreißig Auszubildende in zwei Häusern", so Rath. Neben dem Vinzenzhaus an der Wilhelm-Raabe-Straße in Kaarst zählt noch das Haus Nordpark in Neuss dazu.

"Außerdem möchten wir jungen Menschen zeigen, welche Möglichkeiten der soziale Bereich - dazu gehören hauswirtschaftliche, pflegerische und verwaltungstechnische Abläufe - bietet. Das verstehen wir als eine Form unseres Auftrags und unseres christlichen Menschenbildes. Hier investieren wir gerne Zeit und Geld", so Rath. Viele positive Erlebnisse mit Praktikanten, FJSlern und jetzt mit Kamza untermauern seine Meinung. "So funktioniert Integration", ist er überzeugt.

Dem Vinzenzhaus, das 2015 sein 20-jähriges Bestehen feierte, kommt in diesem Punkt aktuell eine Vorreiterrolle in Kaarst zu. Den Kontakt hat Susanne Enkel hergestellt, zuständig für die psychosoziale Betreuung von Flüchtlingen. Bei ihr hatte Fatjon Kamza eine Bewerbung eingereicht.

(NGZ)
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