Neuss Hüsch startet am RLT mit großer Aufgabe

Neuss · Als der Rechtsanwalt Cornel Hüsch zum neuen Vorsitzenden des RLT-Trägervereins gewählt wurde, ahnte er nicht, dass gleich eine große Herausforderung auf ihn wartet: die Suche nach einem neuen Theaterintendanten.

 Als Ein-Tages-Praktikant hat der neue Vorsitzende des RLT-Trägervereins, Cornel Hüsch (2.v.l.), bei einem Abstecher in Radevormwald auch Theaterarbeit hinter den Kulissen erlebt.

Als Ein-Tages-Praktikant hat der neue Vorsitzende des RLT-Trägervereins, Cornel Hüsch (2.v.l.), bei einem Abstecher in Radevormwald auch Theaterarbeit hinter den Kulissen erlebt.

Foto: Moritz Peters

Wenn jemand vor gut einem Jahr dem Rechtsanwalt Cornel Hüsch gesagt hätte, dass er eines Tages wieder als Praktikant unterwegs ist, hätte er vermutlich nur ein müdes Lächeln geerntet. Da wusste der Neusser mit Kanzlei im Kopfgebäude am Neusser Hafen auch noch nicht, dass er Vorsitzender des RLT-Trägervereins sein würde. Er wollte schon, denn schließlich hat sein Vorgänger Bertold Reinartz sich früh um einen möglichen Nachfolger gekümmert, aber gewählt werden musste er noch.

Diese Hürde hat Cornel Hüsch ebenso souverän genommen wie sein plötzliches Dasein als Praktikant. Letzteres hielt auch nur einen Tag, denn Hüsch gehörte für diese Zeit zum Technikteam des Theaters auf einer Gastspielfahrt der Shakespeare-Inszenierung "Wie es euch gefällt" nach Radevormwald, einer dem Trägerverein angeschlossenen und sehr treu zum RLT stehenden Kommune.

Dass Theatermachen viel Arbeit ist, wusste Hüsch immer aus der Perspektive des Zuschauers, aber sie von unten zu betrachten, aus der Sicht jener, die jenseits des künstlerischen die Aufführung möglich machen, passt auch zu seiner Auffassung der neuen Aufgabe: "Ich sehe in dem Vorsitz eine dienende Funktion, aber weiß auch, dass er das Zeug hat, die Neusser Kulturlandschaft zu prägen." Und so urteilt er auch nach seinem Ein-Tages-Praktikum: "Gute Unterhaltung ist harte Arbeit. Ich habe einen enormen Respekt vor der Leistung aller Mitarbeiter, die für einen rund zweistündigen Abend insgesamt vierzehn Stunden im Einsatz waren."

Neuss: Hüsch startet am RLT mit großer Aufgabe
Foto: Woitschützke Andreas

Aber auch von Hüsch wurde sehr schnell ein Einsatz verlangt, den er nicht abgesehen hat. Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt zu Beginn des Jahres gab Intendantin Bettina Jahnke bekannt, dass sie Neuss verlässt, weil sie die Intendanz des Hans-Otto-Theaters in Potsdam übernimmt. Dass das keine schöne Überraschung war, will Hüsch nicht in Abrede stellen: "Ich habe mir nicht gewünscht, gleich in die Championsleague einzusteigen", sagt er lächelnd und ergänzt: "Ich liebe zwar Herausforderungen, aber diese hat gleich meinen kompletten Kalender umgekrempelt." Aber natürlich weiß auch er, "dass Frau Jahnke dieses Angebot annehmen musste".

Für ihn und den Trägerverein hieß das aber, rasch die Nachfolge zu regeln. Rasch deswegen, weil Jahnke ein Jahr früher aus ihrem Neusser Vertrag entlassen werden musste, denn sie geht zum Ende der nächsten Saison, wird aber wohl wegen der Vorbereitungen für Potsdam ab Beginn nächsten Jahres weniger Zeit für die Neusser Bühne haben. Die Regie für das Abschlussstück im Mai 2018 hat sie daher schon abgegeben, das Auftaktstück zu ihrer letzten Saison in Neuss wird sie aber noch inszenieren.

Hüsch ist froh, dass die Interimszeit bis zur Bestellung eines neuen RLT-Intendanten 2019/20 mit dem derzeitigen Chefdramaturgen Reinar Ortmann gut besetzt ist. Überhaupt lobt er, dass er schon mit diesem Entschluss nicht allein stand: "Ob Verwaltungsdirektor Dirk Gondesen, Ortmann selbst oder der Vorstand des Trägervereins - es gab eine unglaubliche Loyalität."

Diese Personalentscheidung verschafft allen Beteiligten vor allem Zeit. Unter Hüschs Vorsitz hat sich eine Findungskommission gebildet, die sich bereits über die Modalitäten für die Ausschreibung beraten hat. 13 Mitglieder hat das Gremium, unter anderem die Neusser Kulturdezernentin Christiane Zangs, ihr Pendant auf Kreisebene, Tillmann Lonnes, der (neue) Neusser Kulturausschuss-Vorsitzende samt Stellvertreter, der Generalintendant des Theaters Aachen, Michael Schmitz-Aufterbeck, der ehemalige Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, und ein Vertreter des Landes NRW. Der Zeitplan sieht vor, dass die Ausschreibung Ende September/Anfang Oktober veröffentlicht wird und die Bewerbungsfrist mit dem Herbstende zusammenfällt. "Das müsste genug Zeit für potenzielle Kandidaten sein", sagt Hüsch.

Und was muss der neue Intendant können? "Wir wollen keine zweite Bettina Jahnke", sagt Hüsch prompt, aber schiebt sogleich hinterher: "Das ist beileibe keine Kritik. Sie hat eine tolle Arbeit gemacht, hinterlässt ein kollegial geführtes Theater, das Publikum und Ensemble mitreißt. Aber ihr Weggang öffnet auch eine Chance, das RLT neu zu positionieren und dabei die kulturelle Entwicklung im Blick behalten."

Nicht nur deswegen ist er glücklich darüber, in der Findungskommission den politischen wie auch den künstlerischen Rat vertreten zu haben. "Das RLT ist im Raum Düsseldorf/Köln ein sehr interessantes Haus", meint er und ist davon überzeugt, dass die Zahl der Interessenten nicht nur groß, sondern qualitativ auch hoch sein wird.

(hbm)
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