Hans-Joachim Heist Alias Gernot Hassknecht "Ich genieße auch die schönen Seiten"

Neuss · Als Gernot Hassknecht in der "Heute-Show" ist er zum wohl bekanntesten Choleriker Deutschlands geworden: der Schauspieler Hans-Joachim Heist. Am Donnerstag, 27. April, gastiert der 68-Jährige im Albert-Einstein-Forum.

 Hans-Joachim Heist ist Gernot Hassknecht.

Hans-Joachim Heist ist Gernot Hassknecht.

Foto: Heist

Kaarst "Jetzt wird's persönlich" verspricht der 1,63 Meter große Künstler in seinem neuen Programm, das er im AEF vorstellt. Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht ist im hessischen Pfungstadt zu Hause.

Was haben Hans-Joachim Heist und Gernot Hassknecht gemeinsam?

Heist Einiges. Auch ich kann sehr aufbrausend und lautstark werden. Ich bin allerdings kein Choleriker.

Gibt es bestimmte Themen, die Sie ganz besonders aufregen?

Heist Eine ganze Menge, vor allem politische Themen wie die unsäglichen Reden von Donald Trump oder die Vorkommnisse in der Türkei wie die Verhaftung des Journalisten Deniz Yücel. Aber auch im Auto kann ich mich ziemlich lautstark aufregen über andere Verkehrsteilnehmer.

Sie sind ausgebildeter Schauspieler, hatten verschiedene Theaterengagements unter anderem in Krefeld-Mönchengladbach. Dennoch waren Sie - wenn ich das so sagen darf - bis zur "Heute-Show" ein eher unbekannter Schauspieler...

Heist ... relativ unbekannt, obwohl ich vorher schon sehr viel Fernsehen gemacht habe. Allerdings keine prägnanten Hauptrollen, sondern beispielsweise vier Jahre lang als Polizeimeister Fritz Zatopek bei der SOKO Köln. Auch bei den Drombuschs oder in Nebenrollen im Tatort habe ich gespielt.

Genießen Sie jetzt den Erfolg oder ist Ihnen der Rummel gar zu viel?

Heist Ich habe ja ein gewisses Alter, da behält man die Bodenhaftung. Es wird ein Leben nach Gernot Hassknecht geben, so wie es eins vor ihm gab. Ich kenne die Höhen und Tiefen dieser Branche, von daher genieße ich jetzt auch die schönen Seiten.

Schreiben Sie Ihre Texte als Gernot Hassknecht selbst?

Heist Die meisten Texte schreibt Oliver Welke gemeinsam mit dem Head-Autor Morten Kühne. Die Redaktionskonferenz legt auch die Themen fest. Anschließend werden die Texte und später das Drehbuch geschrieben. Wir Protagonisten kommen erst Freitagsmorgen dazu.

Wie kam es zu dem Künstlernamen Hassknecht? Spielt er auch auf Ihre Körpergröße an?

Heist Oliver Welke hatte die Figur entwickelt und auch den Namen bestimmt, bevor ich gecastet wurde.

Ihre Auftritte fangen ja meist ganz harmlos an und steigern sich dann in fürchterliche Wuttiraden. Wie gelingt es Ihnen, sich auf den Punkt so aufzuregen?

Heist Das lernt man in der Schauspielschule. Es gibt Kollegen, die beherrschen das vielleicht weniger - bei mir funktioniert das ganz gut, von Null auf 100 zu kommen. Es wirkt auch sehr authentisch, weil der Blutdruck steigt, der Kopf rot wird und ich intensiv in der Rolle drin bin. Es gibt sogar besorgte Zuschauer, die mich deswegen anschreiben. Aber mein Arzt gibt Entwarnung.

Bei Youtube sind Sie in der Mini-Serie "Heist" von 2008 zu sehen. Ihre Frau, Ihre Tochter und Ihr Sohn spielen mit, Sie geben den Choleriker. War das eine Vorbereitung für die "Heute-Show" ein Jahr später?

Heist Das war der Auslöser. Der verantwortliche ZDF-Redakteur hatte die Serie gesehen und mich daraufhin zum Casting eingeladen.

Sie regen sich oft über Politiker auf, saßen aber selbst bis 2011 für die Sozialdemokraten im Stadtrat von Pfungstadt. Was hat Sie an der Kommunalpolitik interessiert?

Heist Ich hatte mir seinerzeit gesagt: Immer nur schimpfen geht nicht. Und in der Kommunalpolitik kann man noch wirklich etwas bewegen. Ich ziehe meinen Hut vor all jenen, die sich in ihrer Freizeit kommunalpolitisch engagieren. Für unsere Demokratie bräuchten wir noch viel mehr davon.

Um Demokratie geht es auch bei Ihrem Auftritt in Kaarst...

Heist ... "Wir müssen dringend über Demokratie sprechen", das wird der erste Satz von Gernot Hassknecht auf der Bühne sein. Aber auch über die neue Rechte, G8, Ernährung oder marode Autobahnbrücken wird er sich aufregen - ganz geballte, cholerische Kompetenz.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE BÄRBEL BROER.

(NGZ)
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