Vollalarm, Sperrungen, Schäden Bilanz eines stürmischen Tages im Rhein-Kreis

Neuss · Teile der Außenfassade hatten sich wegen des Orkans gelöst. Die Feuerwehr war zeitweise mit allen Kräften im Einsatz.

Sturm in NRW: Orkan "Friederike" zieht über den Rhein-Kreis Neuss hinweg
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"Friederike" zieht über den Rhein-Kreis Neuss hinweg

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Foto: Woitschützke, Andreas

Die gute Nachricht zuerst: In Neuss und Kaarst gab es im Zuge der Orkaneinsätze keine Verletzten. Zu einem außergewöhnlichen Vorfall kam es jedoch in Kaarst. Am neuen Ikea-Möbelhaus hatten sich Teile der Außenfassade gelöst, wie Sprecher Martin Schupp mitteilte. Um 11 Uhr wurde das Gebäude evakuiert und das Haus geschlossen. Die Zufahrtsstraße zu den Ikea-Parkplätzen, die Hans-Dietrich-Genscher-Straße, wurde gesperrt.

Augenzeuge Peter Knipp berichtet: "Ein aufgeregt klingender Herr verkündete über Lautsprecher, dass wegen einer technischen Störung das Haus geräumt werden muss und betonte, dass es sich nicht um eine Übung handelt." Danach ertönten die Piepser der Notausgänge, die in allen Bereichen geöffnet worden seien. Die Evakuierung sei ruhig abgelaufen. Nach Angaben des Unternehmens öffnet Ikea heute wieder regulär.

Rund eine halbe Stunde später gab es nur wenige Meter entfernt einen ähnlichen Vorfall: Die Feuerwehr musste zur Firma Hoffmann-Verpackungen ausrücken, weil sich dort mehrere Schilder an der Außenfassade gelöst hatten und auf die Straße gefallen waren. "Wir werden das Gespräch mit der zuständigen Firma suchen und fragen, wie so etwas passieren kann", sagte Geschäftsführer Guido Coenen.

Sturm Friederike: Bilder der Orkan-Schäden aus NRW vom Januar 2018
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Diese Schäden richtete "Friederike" in der Region an

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Foto: Uwe Heldens

"Vollalarm" hieß es um 12 Uhr bei der Neusser Feuerwehr. Ab diesem Zeitpunkt waren alle vorhandenen Kräfte im Einsatz. Mehrere Stunden hielt Orkantief "Friederike" die Einsatzkräfte in Atem. Die Abend-Bilanz: Mehr als 120 Mal rückte die Feuerwehr im Stadtgebiet aus. Sie war hauptsächlich mit losen Dachziegeln, abgebrochenen Ästen und umgestürzten Bäumen, die teilweise zu Straßensperrungen führten, beschäftigt.

Gegen 12 Uhr blockierte ein umgestürzter Lkw das Kaarster Kreuz auf der A57, nur eine Fahrspur war befahrbar. Es staute sich auf bis zu zehn Kilometern.

Gestrandet am Neusser Hauptbahnhof: "Ich warte einfach auf weitere Ansagen"

Der Bahnverkehr der Deutschen Bahn in NRW wurde am Vormittag für den Rest des Tages komplett eingestellt. Das war auch am Neusser Hauptbahnhof zu spüren. Pascal Braun war gerade auf dem Weg zur Uni in Düsseldorf, als er plötzlich in Neuss "strandete". Um 10.49 Uhr hielt der Zug am Hauptbahnhof. Gefolgt von der Ansage: Alle aussteigen! "Ich warte einfach auf weitere Ansagen", sagte der 23-Jährige aus Mönchengladbach. Die Rheinbahn teilte um 13.25 Uhr bei Facebook mit, dass der Verkehr auf allen Straßenbahn-, Bus- und U-Bahnlinien eingestellt worden ist. Die Bus-Linien der Stadtwerke fuhren den ganzen Tag regulär, wie Sprecher Jürgen Scheer mitteilte. Lediglich die Schulbusfahrten seien gestrichen worden - wegen des ausgefallenen Schulunterrichtes. Die Stadt Neuss hatte bereits am Abend zuvor entschieden, den Unterricht ausfallen zu lassen. Die Kommunikation habe laut Tobias Spange vom städtischen Presseamt gut funktioniert. "Uns wurden keine Probleme in der Betreuungssituation gemeldet."

Im Nelly-Sachs-Gymnasium hat die Kommunikation mit den Eltern gut funktioniert. "Kein einziger Schüler ist gekommen", sagte Schulleiter Manfred Neumann. Ein Grundstock von Lehrern sei jedoch vorhanden gewesen, um eine Betreuung zu gewährleisten.

Anders stellte sich die Situation an den Kaarster Schulen dar. Dort kamen die Schüler an einigen Schulen - etwa am Albert-Einstein- oder Georg-Büchner-Gymnasium - zunächst zur Schule, um am geregelten Schulunterricht teilzunehmen. Dazu kam es jedoch nicht. "Den Schülern wurde freigestellt, ob sie in der Schule bleiben oder nach Hause gehen möchten", sagte der Kaarster Stadtsprecher Peter Böttner.

Die Stadt Neuss sperrte alle Friedhöfe ab. Dies wird noch bis kommenden Montag andauern. Auch die Sportanlagen durften gestern bis 17 Uhr nicht betreten werden. Danach stand es den jeweiligen Vereinen offen, ob sie die Anlagen wieder öffnen möchten. Laut Tobias Spange habe das Grünflächenamt die Feuerwehr bei ihren Einsätzen unterstützt. Die Arbeiten - vor allem die in Parks - dauerten jedoch an.

(jasi)
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