Rhein-Kreis Neuss Illumina verzaubert Bäume in farbige Wesen

Rhein-Kreis Neuss · Mit eher poetischen als spektakulären Licht-, Farb- und Klangspielen macht Regisseur Wolfram Lenssen aus dem Park von Schloss Dyck einen geheimnisvollen Wald. "Baumzauber" ist das Motto der Illumina.

 Nicht nur die Bäume im Park, sondern auch Schloss Dyck selbst und seine Torbauten vermitteln durch die Illumina eine besondere Stimmung.

Nicht nur die Bäume im Park, sondern auch Schloss Dyck selbst und seine Torbauten vermitteln durch die Illumina eine besondere Stimmung.

Foto: Lothar Berns

Die Illumina 2014 ist anders als ihre Vorgängerin. Wurde der zehnte Geburtstag der Lichtshow mit aufwendigen Lasereffekten in Szene gesetzt, so kommt die 11. Illumina im Park von Schloss Dyck ruhiger und verträumter daher - ohne an Strahlkraft einzubüßen. Der "Baumzauber", unter der Regie von Wolfram Lenssen, verlässt sich ganz auf die unmittelbare Wirkung, die von kunstsinnig inszeniertem Licht- und Klangspielen in Kombination mit den jahrhundertealten Bäumen erzeugt wird.

Allein der Beginn des mit großen Teelichtern gesäumten Rundgangs bietet ein Bild, das romantischer nicht sein könnte: Die alte Barockbrücke erscheint in warmen Licht, im Wassergraben ziehen Schwimmkerzen ihre Kreise. Weniger harmonisch geht es beim "Wettstreit der Bäume" zu. Vier imposante Bäume, zwei Atlaszedern, eine Buche und ein Tulpenbaum, stehen im Halbkreis auf einer Lichtung und versuchen sich lautstark durch ihr Alter, ihre Schönheit oder Exotik zu übertreffen. Während einer der Baumriesen prahlt, schon vor 100 Jahren seine Wurzeln an diesem Ort eingeschlagen zu haben, kann ein anderer darüber nur lachen, er sei schließlich von Fürst Joseph persönlich gepflanzt worden - vor mehr als 200 Jahren.

Auch tote Giganten werden zu neuem Leben erweckt. Aus einem liegenden, schon ausgehöhlten Baum zucken bunte Blitze, die Geräusch- und Unterhaltungskulisse macht die Szenerie zu einer munteren "Stammkneipe". Fast unheimlich ist die Stimmung im blau ausgeleuchteten "Zauberwald", in dem sich die Klänge von Wind und umherirrenden Fabelwesen mit den gedämpften Stimmen der Besucher mischen. Während ein Teil der Inszenierungen eher im Vorbeigehen bewundert wird, lädt ein anderer zum Verweilen und Zuhören ein.

Stühle werden gern genutzt, wie bei der Darbietung "Wenn die Buche mit der Platane". Dort belauscht der Besucher die Buche. Sie erzählt von ihrer unerfüllten Liebe zu ihrer Nachbarin, die ihr so nah und trotzdem unerreichbar ist: "Wie gerne würde ich sie berühren!"

Die eher poetische als spektakuläre Stimmung dieser "Illumina" scheint sich auf die Besucher zu übertragen, die meisten von ihnen wandeln in bedächtigen Schritten den Weg entlang, trotz großen Andrangs entsteht weder Gedränge noch Ungeduld. Zwischen den einzelnen Stationen können die Zuschauer immer wieder Blicke auf die Fassade des Hochschlosses werfen. Auf diese werden bunte Lichter, aber auch Gemälde in 3D-Grafik projiziert. Ausschließlich in Blau und Pink ist eines der Highlights illuminiert: ein Teil des Schlossgrabens ist komplett mit dichtem Nebel angefüllt. Eine gespenstische Szenerie, die durch die Stimme eines scheinbar schlafwandelnden Mädchens noch verstärkt wird.

Das Finale des "Baumzaubers" hebt sich ab von den übrigen, meist geheimnisvoll und leise daherkommenden Lichtspielen im Wald. Am großen Park, der sich an die Orangerie anschließt, werden die Gäste mit einem kraftvollen Gesamtkunstwerk verabschiedet. Der "Baumzauber" erinnert dort mehr an eine Walpurgisnacht als an einen Märchenwald. Die prachtvollen Blumenbeete und die den Park umrahmenden Bäume strahlen mal in gleißend hellem Licht, mal in Violett, Blutrot oder Giftgrün. Dazu ertönt laute, drängende Musik aus dem Frühbarock. Dem scheint sich auch der Mond nicht entziehen zu können, immer wieder taucht er auf, so dass es den Anschein hat, er sei selbst Teil der Inszenierung.

(NGZ)
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