Serie Menschen Im Lukaskrankenhaus Im Kreißsaal ist Ruhe oberstes Gebot

Neuss · Auch nach mehr als 350 Geburten empfindet Hebamme Barbara Kühling ihren Job nicht als Routine. An ihrem Arbeitsplatz im Neusser Lukaskrankenhaus schätzt sie die gute Zusammenarbeit im Team ganz besonders.

 Hebamme Barbara Kühling arbeitet als Hebamme im Lukaskrankenhaus. Als stellvertretende Kreißssaalleiterin hat sie den Überblick. Und sie weiß, wie wichtig es ist, die schwangeren Frauen in doppeltem Sinne an die Hand zu nehmen. e

Hebamme Barbara Kühling arbeitet als Hebamme im Lukaskrankenhaus. Als stellvertretende Kreißssaalleiterin hat sie den Überblick. Und sie weiß, wie wichtig es ist, die schwangeren Frauen in doppeltem Sinne an die Hand zu nehmen. e

Foto: A. Woitschützk

NEUSS (NGZ) Barbara Kühling führt ganz privat ein Geburtentagebuch. Auf dem letzten Stand ist es nicht, sagt sie, aber: "Gut 350 Geburten stehen drin." Bei diesen hat die Neusserin (27) selbst geholfen, viele weitere hat sie auf die eine oder andere Weise begleitet. Seit gut vier Jahren ist Barbara Kühling als Hebamme tätig, fast die gesamte Zeit im Lukaskrankenhaus.

Mehr als 350 Geburten: "Das wird nie Routine, niemals", sagt sie, "es ist doch jedes Mal ein Wunder." Dreimal wird sie dieses Wunder allein in dieser Schicht wieder erleben. Dienstbeginn ist an diesem Tag um 12.45 Uhr, gerade ist ein gesundes Mädchen auf die Welt gekommen. Am Anfang der Schicht steht die ausführliche Übergabe mit den Kollegen. Barbara Kühling ist stellvertretende Kreißsaalleiterin, da braucht sie - und hat auch - den Überblick. Patientinnen mit Schwangerschaftsbeschwerden auf der Station, Frauen kurz vor der Geburt im Kreißsaal - nach Details gefragt, kann die Hebamme sofort berichten, was gerade los ist.

Die erste Entscheidung steht an. Geht eine Frau, deren errechneter Geburtstermin für das erste Kind bereits Tage zurückliegt, nochmal nach Hause? Bleibt sie? Sie bleibt - vorerst bis zum Abend. Ruhig und freundlich klärt Barbara Kühling das mit der Schwangeren.

Ruhe - das ist ohnehin ein Merkmal an diesem ganz besonderen Arbeitsplatz. "Ruhe, auch wenn eigentlich der Bär steppt", sagt die Hebamme. Das gelingt ihr und dem Team von insgesamt 18 Hebammen gut. Überhaupt das Team: "Wir arbeiten super zusammen", berichtet Kühling. Auch die Zusammenarbeit mit den Ärzten sei hervorragend.

Inzwischen sind bei einer Frau die Mittel im Wehentropf verstärkt worden, um die Geburt einzuleiten. Barbara Kühling bleibt - natürlich - gelassen. Unter Umständen wird sie nach Absprache mit der Ärztin die Fruchtblase öffnen, aber so weit ist es noch längst nicht.

Barbara Kühling ist überzeugte Neusserin: geboren im Lukaskrankenhaus, Marienberg-Schülerin und nur für die dreijährige Ausbildung an einer Hebammenschule aus Neuss weggezogen. Über die Erfahrungen ihrer vier Berufsjahre könnte sie gut ein Buch schreiben: eine 52 Jahre alte Gebärende aus Indien, ein gerade erst 14-jähriges Mädchen, eine Zwillingsgeburt in der Weihnachtsnacht, auch traurige Erlebnisse. Es gehe doch darum, die Frauen an die Hand zu nehmen, sagt Barbara Kühling, im übertragenen wie im wörtlichen Sinn.

Zwangsläufig hat sie auch mit den Vätern zu tun, von denen übrigens bei einer natürlichen Geburt in ihrem Beisein noch nie jemand umgekippt ist.

In der Schicht wird es dann noch richtig turbulent als kurz vor Feierabend eine Frau mit einem eiligen Kaiserschnitt von einem extremen Frühchen entbunden: Oberärztin und Assistenzärztin der Gynäkologie, Chefarzt, Oberarzt und zwei Assistenzärzte der Kinderklinik, zwei OP-Pfleger, zwei Anästhesisten, zwei Kinderkrankenschwestern arbeiten im Team. Und Barbara Kühling. "Das Kind ist stabil", sagt sie, und ist wieder zuversichtlich.

(NGZ)
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