Neuss In 9 Tagen zum Lago geradelt

Neuss · Alter schützt vor Leistung nicht. Herbert Springer fordert sich als Sechzigjähriger heraus: Für die 1150 Kilometer von Neuss an den Lago Maggiore benötigte der Versicherungskaufmann im Ruhestand nur eine gute Woche.

Es war der Versuch, seinem Alter davon zu radeln. Herbert Springer gibt das ehrlich zu: "Ich hatte ein Problem damit, 60 zu werden." So wollte er sich – und anderen beweisen –, dass er noch nicht zum "alten Eisen" gehört. Seine Herausforderung leitete er aus dem Radsport ab: Mit Muskelkraft zum Lago Maggiore – 1150 Kilometer in zehn Tagen. Einen Begleiter für das schweißtreibende Projekt fand er in seinem Freund Klaus Stechert (57) aus Ückerath; Kieferorthopäde und ehemaliger Präsident des Golfclubs Hummelbachaue in Norf.

Weit vor seinem runden Geburtstag, der im April anstand, nahm Herbert Springer das Training auf. Mit seinem neuen Rad drehte er ab September regelmäßig seine Runden. 80, 90 Kilometer täglich und "immer war die Vollrather Höhe im Streckenplan", versichert Springer, "denn wer zum Lago will, der muss über die Berge". So steigerte er seine Ausdauer und seine Leistungsfähigkeit kontinuierlich: "Aber immer unter ärztlicher Kontrolle. Alles andere ist viel zu gefährlich."

Das Duo Springer und Stechert hat es geschafft. Dank "Superwetter, Schiebewind und guter Beine" belohnten sich die Fernradler schneller als gedacht mit einem Blick auf den Lago Maggiore und einem Begrüßungstrunk in Springers Zweitwohnsitz: In nur neun Tagen war die Distanz nach Oberitalien überwunden. "Wir sind dabei trotz der nicht wenigen Höhenmeter einen Schnitt von über 20 Stundenkilometern gefahren", sagt Springer stolz, "dabei merkten wir, wie sich unterwegs ein Trainingseffekt einstellte. Wir wurden immer schneller" – und blieben von Unfällen verschont. Am Ende hielt sie lediglich eine Panne auf.

Herbert Springer entstammt einer alten Neusser Familie mit Tradition in der Versicherungsbranche. Aus dem operativen Geschäft hat er sich inzwischen zurückgezogen; Sohn Holger ist dafür in vierter Generation in den Familienbetrieb eingestiegen.

Sportlich war Herbert Springer schon immer. Surfen, Golf, Motorradfahren, Radeln – mit dem Rad hatte er vor 30 Jahren eine Wette gewonnen: in nur drei Tagen fuhr er damals von Neuss nach München. Jetzt meisterte er die Herausforderung Lago. "Ich bin zwar trotzdem 60 geworden", lacht er, "aber ich fühle mich jetzt gut dabei." Und ein neues Ziel gibt's schon: "Jetzt will ich nach Santiago de Compostela."

(NGZ)
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