Neuss Industrieerbe ist fast nie zu retten

Neuss · Die Chancen, erhaltenswerte Industrie- und Kulturgüter ihrem Zweck entsprechend zu sichern, sind gering. Maschinen sind nach Darstellung der Stadt selten denkmalwürdig.

 Stadtarchivar Jens Metzdorf konnte das Archiv der Schraubenfabrik sichern. Eine Liste erhaltenswerter Maschinen bekam er trotz Anfrage nie.

Stadtarchivar Jens Metzdorf konnte das Archiv der Schraubenfabrik sichern. Eine Liste erhaltenswerter Maschinen bekam er trotz Anfrage nie.

Foto: woi

Erst recht, wenn man sie im Kontext mit der ursprünglichen Produktionsstätte oder einem Baudenkmal präsentieren will. Mit diesem etwas ernüchternden Ergebnis hakt die Stadtverwaltung die Arbeit an einem Prüfauftrag ab, den vor ziemlich genau zwei Jahren CDU und Grüne im Zusammenhang mit der Schließung der ehemaligen Schraubenfabrik erteilt hatten. Sie hätten es gerne gesehen, wenn Teile der Produktionsanlagen erhalten worden wären, hätten aber auch nicht gewusst, wohin damit. Denn eine Sammlung von Maschinen anzulegen und zu zeigen, "ist derzeit für Neuss nicht vorgesehen".

Ein Weg, die Historie von Industrie- und Kulturgütern in Neubauten oder Sanierungsvorhaben zu integrieren, ist das Projekt "Neuss historisch". Bei ihm findet die Historie in Infotafeln an Gebäuden ihren Niederschlag, auf denen auch ein QR-Code hinterlegt ist, über den weitere Informationen im Internet angesteuert werden können. Diese Art der Arbeit mit der Stadtgeschichte wird fortgesetzt.

Das Problem mit beweglichen Erinnerungsstücken an die Industriegeschichte ist, dass Maschinen selten denkmalwürdig sind. Bevor sie das werden, wurden sie nämlich meist schon ausgesondert um Platz für modernere Produktionsstätten zu machen. Das war auch im Fall der ehemaligen Schraubenfabrik so. Nach einer Auflistung sämtlicher im Unternehmen befindlicher historischer Maschinen habe man trotzdem schon 2013 gefragt, berichtet Stadtarchivar Jens Metzdorf. "Ohne je eine Antwort zu erhalten." Sichern konnte die Stadt 2012 das Firmenarchiv, sowie einige Gemälde mit den Porträts der Firmengründer, berichtet Metzdorf. Aus der Fertigung rettet das Archiv nur Einzelstücke - wie etwa eine Schraube aus der Dachkonstruktion des Münchener Olympiastadions von 1972.

Ein anderes Beispiel könnten die ehemaligen Speicher der Neusser Lagerhaus AG sein, die zum Hotel umgebaut werden sollen. Der Projektentwickler hat sich einverstanden erklärt, die noch vorhandenen Maschinen in die Hotelkonzeption "erlebbar zu integrieren", heißt es. Aber das erfolgt rein freiwillig.

(-nau)
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