Neuss Initiative gegen Dealer im Marienviertel

Neuss · Drogenhandel, Konsum, Gewaltexzesse: Anwohner und Geschäftsinhaber sprechen von "unhaltbaren Zuständen" in der Innenstadt und haben sich jetzt mit einem offenen Brief an Bürgermeister Reiner Breuer gewandt.

Neuss: Drogenhandel im Marienviertel
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Drogenhandel im Neusser Marienviertel

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Fäkalien und Erbrochenes unmittelbar vor Hauseingängen, eingeschlagene Schaufensterscheiben, Drogenhandel und -konsum auf offener Straße, wahrlos entsorgte Spritzen und Schnapsflaschen. Zustände, die niemand vor seiner Haustür wissen möchte. Im Neusser Marienviertel sind sie jedoch scheinbar Realität. Anwohner und Geschäftsinhaber haben sich jetzt in einem offenen Brief an Bürgermeister Reiner Breuer gewandt, in dem sie die "unhaltbaren Zustände" rund um die Marienkirche en Detail beschreiben.

"Inzwischen hat sich eine offene Drogenszene etabliert, wobei auch nicht davor zurückgeschreckt wird, Betäubungsmittel an Minderjährige zu verkaufen", heißt es in dem Schreiben. Schwerpunkte seien neben dem Marienkirchplatz der Theodor-Heuss-Platz, Bleichstraße und -gasse, Elisenstraße, Hafenstraße sowie die Krefelder Straße. Zudem sei es rund um das Stadtbad im vergangenen Halbjahr zu drei Vorfällen gekommen, bei denen mutmaßlich von Schusswaffen Gebrauch gemacht wurde.

Karin Alberts wird nach eigenen Angaben täglich Zeugin von Drogengeschäften. "Ich muss nur aus dem Fenster schauen und sehe die Dealer", sagt die Mitgründerin der Anwohnerinitiative Marienviertel. 150 Unterschriften haben sie und ihre Mitstreiter gesammelt, um ein Zeichen zu setzen. Beim SPD-Bürgerdialog im Kunstraum wurden sie gestern an Bürgermeister Reiner Breuer übergeben, der ankündigte, ein konzeptionelles Vorgehen mit dem Landrat besprechen zu wollen.

Gemeinsam mit ihrem Sohn ist Karin Alberts als Patin des Spielplatzes nahe der Marienkirche aktiv. Es sei ihnen zwar gelungen, Dealer und Konsumenten von dem Gelände weitestgehend fernzuhalten. "Dafür stehen sie in der Ecke neben dem Spielplatz - und der Marihuanarauch weht auf das Gelände."

"Puppendoktor" Marcel Offermann kann die Beschreibungen von Karin Alberts nur bestätigen. Von seinem Geschäft aus schaut er direkt auf den Hauptplatz der Marienkirche: "Es ist immer dasselbe Muster. Gegen 15.30 Uhr versammeln sich dort Jugendliche, um Drogen zu kaufen. Wir würden uns wünschen, dass Polizei und Ordnungsamt dort häufiger vorbeischauen."

Der Polizei liegen jedoch keine konkreten Hinweise auf den beschriebenen Drogenhandel am Marienkirchplatz vor. Dies teilte Sprecherin Diane Drawe am Dienstag mit. Eine übermäßige Anzahl von Einsätzen mit Gewaltbezug ließe sich ebenfalls nicht feststellen. Die drei in dem Schreiben beschriebenen Auseinandersetzungen zeichneten sich dadurch aus, dass keine Unbeteiligten involviert waren. Die Kontrahenten kannten sich untereinander. "Dennoch nimmt die Polizei die Sorgen der dort ansässigen Menschen ernst", sagt Drawe. Beamte seien sowohl im Bereich des Marienviertels im Rahmen von Streifenfahrten als auch aufgrund von Einsätzen vor Ort.

(NGZ)
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