Caroll Vanwelden Inspiriert vom Klang der Wörter Shakespeares

Neuss · Neuss (lau) Freitag und Samstag tritt die Sängerin Caroll Vanwelden mit Jazzvertonungen von Shakespeare-Sonetten zum dritten Mal beim Shakespeare-Festival im Globe auf, um mit diesem Konzert ihre Trilogie zu beschließen - wieder als Premiere.

 Die belgische Jazzsängerin Carrol Vanwelden ist zum dritten Mal zu Gast beim Shakespeare-Festival.

Die belgische Jazzsängerin Carrol Vanwelden ist zum dritten Mal zu Gast beim Shakespeare-Festival.

Foto: stei

Neuss (lau) Freitag und Samstag tritt die Sängerin Caroll Vanwelden mit Jazzvertonungen von Shakespeare-Sonetten zum dritten Mal beim Shakespeare-Festival im Globe auf, um mit diesem Konzert ihre Trilogie zu beschließen - wieder als Premiere.

Wie sind Sie darauf gekommen, die gut 400 Jahre alten Shakespeare-Sonette als Jazzmusik zu vertonen?

Caroll Vanwelden: Vor rund 20 Jahren habe ich mit dem Dirigenten des Belgischen Philharmonischen Orchesters, dem Iraner Alexander Rahbari, zusammengearbeitet. Der hatte versucht, einige Sonette von Shakespeare als eine Art Musical zu vertonen. Dafür sollte ich die Lead-Sängerin sein. Doch dieses Projekt kam nicht zustande. Viele Jahre später habe ich beim Aufräumen das Buch mit den Shakespeare-Sonetten wiedergefunden. Dabei kam mir der Gedanke, warum ich nicht Musik für diese Sonette schreiben soll. Ich bin ja überhaupt kein intellektueller Typ, aber Shakespeares Sonette haben mich sofort in ihren Bann gezogen; sie sind einerseits so schön, aber andererseits so komplex und vielschichtig. Daraufhin habe ich Musik für einige der Sonette komponiert und aufgenommen. Eine Weile später habe ich mir die Aufnahmen angehört und festgestellt, wie natürlich meine Vertonungen dieser Sonette doch klingen. Das hat damit zu tun, dass ich oft das Gefühl habe, die Verse singen zu müssen, wenn ich sie lese. Mit dem Effekt, dass diese Sonette durch meinen Gesang auch für jemanden, der sonst nichts mit Lyrik oder Shakespeare anfangen kann, zugänglich sind.

Wie haben Sie Ihre Auswahl getroffen? Und fühlten Sie sich durch die Form und das Metrum der Shakespeare-Sonette beschränkt?

Vanwelden Bei der Auswahl der Sonette bin ich anfangs intuitiv vorgegangen. Wenn mich beim ersten Lesen nur der Klang der Wörter inspiriert hat, habe ich sofort begonnen, Musik zu schreiben. Das Versmaß in den Shakespeare-Sonetten ist in der Regel ein jambischer Fünfheber; auf jeder zweiten Silbe ist ein Akzent. Musik hat aber auch ein Metrum. Für mich war es deshalb eine Herausforderung, das strikte Versmaß der Shakespeare-Sonette mit dem rhythmischen Fluss meiner Musik zusammenzubringen. Irgendwann aber habe ich dann verstanden, wie ich die Musik komponieren muss, ohne das Metrum der Verse zu zerstören. In der Regel bin ich mit meiner musikalischen Umsetzung der Struktur der Strophen gefolgt. Mit den ersten beiden vierzeiligen Strophen hat Shakespeare zumeist eine These aufgestellt, der er in der dritten vierzeiligen Strophe eine Gegenthese entgegengesetzt hat, um in den beiden Schlusszeilen als Conclusio eine Auflösung zu bringen. Harmonisch habe ich mich oft von den Themen der Sonette leiten lassen. Nur die beiden Schlussverse habe ich fast immer in Dur gesetzt. Manchmal habe ich mir Freiheiten genommen und etwa über die Akkorde der ersten beiden Strophen einen der Musiker ein Solo spielen lassen, bevor ich in der dritten Strophe mit dem Gesang einsetze.

Warum ist bei den Neusser Konzerten immer ein Gitarrist dabei?

Vanwelden Als ich 2013 mit Rainer Wiertz (Künstlerischer Leiter des Festivals; Anm. d. A.) den Termin für das Konzert abgemacht habe, konnte an diesem Tag der Trompeter Thomas Siffling nicht. Daraufhin schlug ich ihm den Gitarristen Jo Ambros als Solisten vor, womit er einverstanden war. Kurze Zeit später rief er mich aber noch einmal an und meinte, dass er doch noch einen Termin gefunden hätte, an dem Thomas dabei sein könnte. Und so haben wir entschieden, dass ich das Konzert mit Thomas und Jo spielen konnte. Im Jahr darauf habe ich ihm wieder nur mein Quartett für das Konzert vorgeschlagen. Rainer Wiertz fragte mich verwundert, warum Jo nicht dabei sei, das Konzert vergangenes Jahr mit Gitarre sei doch toll gewesen (lacht). Deshalb sind meine Konzerte in Neuss nicht nur die Premieren meiner Shakespeare-Programme gewesen, sondern es ist immer auch ein Gitarrist dabei - anders als bei meinen Konzerten anderswo.

Info Globe Neuss, Karten unter 02131 52699999

(NGZ)
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