Rhein-Kreis Neuss Jeder zehnte Einwohner im Rhein-Kreis Neuss ist überschuldet
Rhein-Kreis Neuss · Die gute Nachricht vorweg: Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in der Region ist im ersten Halbjahr 2013 um rund sieben Prozent auf 990 Verfahren zurückgegangen. Trotzdem ist jeder zehnte Einwohner im Kreis Neuss überschuldet.
Die Zahlen der Menschen in Düsseldorf, dem Rhein-Kreis und dem Kreis Mettmann, die unter einer drückenden Schuldenlast leiden, sind erschreckend. 12,3 Prozent der erwachsenen Düsseldorfer sind überschuldet. Damit liegt Düsseldorf nicht nur über dem Verschuldungs-Niveau von NRW (11,3 Prozent) oder der Bundesrepublik (9,8 Prozent), die Landeshauptstadt ist auch das regionale Schlusslicht. Das ist das Ergebnis des Regionalen Schuldenatlas, der gestern von der Auskunftei Creditreform und der Volksbank Düsseldorf-Neuss vorgestellt wurde. Im Rhein-Kreis etwa sind 10,4 Prozent der Menschen überschuldet. Im Kreis Mettmann sind es nur 9,89 Prozent.
Als überschuldet wertet Creditreform neben den Menschen, die Privatinsolvenz angemeldet haben auch solche, die eine auffällig schlechte Zahlungsmoral haben. Eine oder mehrere Lastschriftrückgaben wegen fehlender Kontodeckung führen aber noch nicht dazu, dass Menschen von der Auskunftei als überschuldet gewertet werden, versichert Chris Proios, der für die Creditreform-Studie mitverantwortlich zeichnet.
Verschuldung auf dem Land am niedrigsten
Innerhalb des Rhein-Kreises ist die Verschuldung ebenfalls im ländlichen Raum am niedrigsten. So liegen Meerbusch-Kierst, Jüchen-Hackhausen, Neuss-Selikum, Jüchen-Rath-Wallrath und Grevenbroich-Laach allesamt zwischen einer Verschuldungsquote von 3,4 und 4,9 Prozent. Die Werte in anderen Neusser Stadtteilen ähneln dagegen denen der Landeshauptstadt. So haben die Neusser Ortsteile Furth, Weckhoven, Weißenberg und Innenstadt eine Verschuldungsquote der privaten Haushalte zwischen 17 und 20 Prozent. Das Neusser Barbaraviertel sticht mit 36 Prozent an überschuldeten Personen als Schlusslicht hervor.
Hauptursache für Privatinsolvenzen ist immer noch die Arbeitslosigkeit, sagt Jürgen Steinmetz, Allgemeiner Vertreter des Landrats. Der zweitwichtigste Grund für finanzielle Probleme sei aber mangelndes Wissen um finanzielle Belange. So würden vor allem junge Menschen ihre finanzielle Leistungsfähigkeit häufig überschätzen. "Das derzeit rekordverdächtig niedrige Zinsniveau macht die Kreditaufnahme noch einmal verführerischer", sagt Rainer Mellis, Sprecher des Vorstands der Volksbank Düsseldorf-Neuss. Daher würde seine Bank bei einer Kreditvergabe, insbesondere bei Immobilienkauf, mit deutlich höheren Zinsen rechnen als dies derzeit üblich sei. "Sonst ist in zehn Jahren bei vielleicht viel höheren Zinsen das Objekt nicht mehr bezahlbar. Das kann weder im Interesse des Kunden noch im Interesse der Bank sein." Die Anzahl der 20- bis 29-jährigen Schuldner im Regionalraum Düsseldorf ist nochmals um 600 auf 33 500 Überschuldungsfälle angestiegen.
