Rathaus in Neuss Jeder zweite Verwaltungsmitarbeiter geht bis 2033

Neuss · Die Hälfte der Verwaltungsmitarbeiter wechselt in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand. Bürgermeister Reiner Breuer plant Personaloffensive.

 Das Rathaus wird auf Bürgernähe und Kompetenz ausgerichtet. Dazu zählt auch der Umbau des Bürgeramtes, das derzeit in einem Provisorium arbeitet.

Das Rathaus wird auf Bürgernähe und Kompetenz ausgerichtet. Dazu zählt auch der Umbau des Bürgeramtes, das derzeit in einem Provisorium arbeitet.

Foto: Woi

Insgesamt fast 70 Auszubildende in drei Jahrgängen haben im Rathaus den Einstieg ins Berufsleben angetreten. So viele wie nie. "In meiner Amtszeit habe ich die Zahl der Ausbildungsplätze verdoppelt", sagt Reiner Breuer, "wir investieren in die Köpfe". Eine Anstellung in der öffentlichen Verwaltung scheint ungebrochen attraktiv. Auf 23 freie Ausbildungsplätze bewarben sich 660 junge Menschen. Wer heute im Rathaus ausgebildet wird, darf morgen auf einen guten Berufsweg hoffen. Denn von den 1600 Frauen und Männern, die in Neuss aktuell die Kernverwaltung bilden, wird sich in den nächsten 15 Jahren jeder zweite Mitarbeiter in den Ruhestand verabschieden. So soll die Schar der jungen Nachwuchskräfte helfen, auch künftig kompetent alle kommunalen Aufgaben zu erledigen.

Bürgermeister Breuer weiß aber, dass die Fokussierung auf die Ausbildung für den eigenen Bedarf allein den personellen Aderlass nicht ausgleichen wird. So ergänzt er seine Personaloffensive um weitere Elemente. Die Stadt will ein attraktiver Arbeitgeber sein. Dazu zählt Breuer die flexible Arbeitszeit, die die Gleitzeit ablöst. Soweit es die Sicherung der Aufgaben und der Publikumsverkehr zulassen, können die Rathaus-Mitarbeiter ihren Dienst im Zeitraum von 6.30 bis 18.30 Uhr erledigen. Ein Angebot, so Breuer, das in der Belegschaft sehr gut ankomme und vor allem von Frauen genutzt werde, die oftmals besonders gefordert seien, um Familie und Beruf zu vereinbaren.

Die Stadt muss im Wettbewerb um die besten Köpfe just in einer Zeit bestehen, in der Fachkräfte allerorten gefragt sind. Nach Auffassung von Breuer kann auch eine kluge IT-Strategie helfen, mit weniger Personal auszukommen. Er folge, so der Bürgermeister, grundsätzlich der Maxime: "Nicht die Bürger sollen laufen, sondern die Daten." Ein positives Beispiel sei der Bereich Anwohnerparken, der künftig digital verwaltet werde. Breuer kündigt an, dass sich die nächste Klausurtagung des Verwaltungsvorstandes dem Schwerpunktthema Digitalisierung widmen werde. Ziel bleibe der gute Service für die Bürger.

Diese Ausrichtung auf die Einwohner hat zwei weitere Neuerungen zur Folge. So wird derzeit das Bürgeramt im Rathaus umgebaut und erstmals seit 2012/13 wird Neusser Rathaus "zwischen den Jahren" wieder gearbeitet. Erstens sei der Spareffekt geringer als gedacht, begründet Breuer seine Entscheidung, und zweitens sollen die Bürger die Möglichkeit haben, ihre Stadtverwaltung dann aufzusuchen, wenn sie "vermutlich über ausreichend Zeit verfügen".

Der Personalrat trägt die Entscheidungen grundsätzlich mit. Allerdings, so Vize-Vorsitzende Angela Lauche, bedürfe es größerer Anstrengungen, die Abgänge in den nächsten Jahren zu kompensieren und den Wissenstransfer zu sichern. Die Öffnungszeit zwischen den Jahren sei ein "Dienst am Bürger", der in diesem Jahr Sinn mache: "Wenn es wie 2018 nur zwei Arbeitstage sind, dann müssen wir neu reden." Der Personalrat habe im Gespräch mit dem Bürgermeister erreicht, dass im Gegenzug am 30. Oktober im Rathaus die Arbeit ruhte.

(-lue)
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