Neuss Jobaussichten für Flüchtlinge verbessert

Neuss · Durch ein neues Mentoren-Projekt der St.-Augustinus-Kliniken ist die Arbeitssuche für junge Flüchtlinge wieder aussichtsreicher geworden.

Viele Flüchtlinge haben es in Deutschland schwer, einen Job zu bekommen. Dabei suchen Firmen stets händeringend nach Fachkräften. Das vermeintlich einfache Problem löst sich dennoch nicht von selbst. Um dieser Angelegenheit entgegen zu wirken, kümmert sich in Neuss seit Anfang Juni 2016 Fatima Meyer-Hetling als Mentorin der St.-Augustinus-Klinken um junge Flüchtlinge. Nach den ersten 100 Einsatztagen kennt sie die Probleme und weiß, warum es Asylsuchende so schwer bei der Arbeitssuche und der Integration haben.

"Viele denken immer noch an den Vorfall in Köln und reagieren im ersten Moment mit Ablehnung. Wenn man dann dranbleibt, werden die Leute schnell offener", sagt Fatima Meyer-Hetling. Ihr Ziel ist es, den jungen Menschen durch verschiedene Praktika langfristig eine Ausbildung zu ermöglichen. Dazu schicken die Flüchtlinge im ersten Schritt eine Bewerbung per E-Mail. Anschließend sollen die Asylsuchenden die verschiedenen Möglichkeiten in den St.-Augustinus-Kliniken kennenlernen. "Deshalb geht kein Praktikum länger als eine Woche. Das hilft uns und den Flüchtlingen zu ermitteln, ob der jeweilige Beruf überhaupt interessant ist", erläutert die gebürtige Marokkanerin.

Das größte Problem bei der Vermittlung ist die Sprachbarriere. Sobald die Verständigung funktioniert, fängt die Mentorin an, sich um ein Praktikum für ihre Schützlinge zu bemühen. Um eine Ausbildung zu erhalten, fehlt bei den meisten Flüchtlingen, selbst nach einem Praktikum, noch der letzte Schliff der Sprache. "Dafür bieten wir den Flüchtlingen die Möglichkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahres. Das verbessert die Deutschkenntnisse enorm und hilft sehr schnell auf dem Weg zu einem Vertrag."

Positive Beispiele finden sich sofort beim Betreten des St.-Augustinus-Memory-Zentrums. Dort wird man an der Rezeption von der gebürtigen Syrerin Vera Abdalnur begrüßt. Eine Stelle, die sie sich selbst gewünscht hat, um die Sprache zu verbessern. "Zunächst war ich sehr schüchtern, aber alle Menschen sind sehr freundlich zu mir." In der Küche arbeitet Akhlaq Hussein, auch aus Syrien, und ist schon nach kurzer Zeit verrückt nach der deutschen Küche. Ein weiteres positives Beispiel im Memory-Zentrum ist der 18-jährige Hussam Alabdullar, der im nächsten April seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger beginnen soll.

Allgemein kann sich die Bilanz der Mentorin bislang sehen lassen. Von bisher 90 Kontakten konnte Meyer-Hetling schon 28 Flüchtlinge in die verschiedenen St.-Augustinus-Kliniken vermitteln. Sechs sind mit einem Arbeitsvertrag ausgestattet und beispielsweise als Pflegehelfer beschäftigt. Im eigenen Haus sind die Stellen aber begrenzt. "Wir haben zwar ein großes Spektrum an Berufsmöglichkeiten, aber sind beschränkt. Mir ist es wichtig, Firmen zu ermuntern, bei solchen Angelegenheiten mitzumachen", sagt Paul Neuhäuser, Geschäftsführer der St.-Augustinus-Kliniken.

In Zukunft hofft er, weitere Firmen zu einem Schritt in dieselbe Richtung zu motivieren zu können.

(NGZ)
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