Neuss Jröne Meerke - viele Worte, wenig Taten

Neuss · Langsam werden die Stadtverordneten ungeduldig. Im September verabschiedete der Rat ein 100 000 Euro teures Sofortprogramm, um das Jröne Meerke zu retten. Doch konkrete Maßnahmen bleiben aus. Die Verwaltung ist am Zug.

 Alles wie gehabt am Jröne Meerke: Präventiv wird vorm Betreten einer Eisfläche gewarnt. Das Schild "Der See stirbt" signalisiert latente Gefahr. Aber alles wird gut. Sagt die Verwaltung. Konkrete Maßnahmen seien eingeleitet.

Alles wie gehabt am Jröne Meerke: Präventiv wird vorm Betreten einer Eisfläche gewarnt. Das Schild "Der See stirbt" signalisiert latente Gefahr. Aber alles wird gut. Sagt die Verwaltung. Konkrete Maßnahmen seien eingeleitet.

Foto: Woi

Schlechte Wasserqualität, große Gänsepopulationen, Tierkot auf dem Rasen - um das Naherholungsgebiet Jröne Meerke für die Menschen zu erhalten, verabschiedete der Stadtrat ein 100 000 Euro teures Sofortprogramm, dem die schwarz-grüne Koalition und die vereinte Opposition zustimmten. Die Euphorie aus dem Herbst ist inzwischen der Ernüchterung gewichen. Mehr als ein Vierteljahr nach den Beschlüssen klingt die Kritik an der Verwaltung so: "Das Rathaus kleckert vor sich hin", sagt Ingeborg Arndt (Bündnis 90 / Die Grünen) ungeduldig.

Für den SPD-Ratsherren Michael Ziege ist die Situation schlicht "unbefriedigend", und Ingrid Schäfer (CDU) klagt: "Mit den theoretischen Diskussionen muss jetzt Schluss sein." Am 6. Februar werde der Stadtrat den städtischen Haushalt verabschieden und die beantragten 100 000 Euro bereitstellen. "Dann wollen wir aber konkrete Aktionen sehen", fordert Schäfer.

Ziel der gebündelten Kritik ist die Verwaltung. Die wehrt sich. "Gut Ding will Weile haben", sagt Dagmar Vogt-Sädler, "wir mussten alles gut vorbereiten und sind nun weitgehend startklar." Die Leiterin des Umweltamtes listet gleich ein ganzes Bündel von Maßnahmen auf, die konkret umgesetzt werden: Mit Johan Mooij, Leiter der Biologischen Station in Wesel, sei ein Gänsemanager verpflichtet worden.

Die Wasserqualität soll verbessert werden, in dem die giftigen Blaualgen mit einer neuen Ultraschallmethode zurückgedrängt und die Grünalgen regelmäßig abgefischt werden. Die Kanada- und Blessgänse werden bejagt; die Gelege der vor der Jagd geschützten Schneegänse sollen unfruchtbar gemacht werden. Ein Informationsflyer in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Türkisch) sei "so gut wie fertig" und für eine Veranstaltung, auf der die Anwohner über den Stand der Dinge unterrichtet werden, sollen "Ende nächster Woche die Einladungen" rausgehen. Die Verwaltung, so Vogt-Sädler, habe sich auch Gedanken gemacht, wie die Aufenthaltsqualität angehoben werden könne. Sie habe sich entschieden, eine neue Maschine anzuschaffen, die den Rasen mäht und zugleich auch von Kot, Scherben und Dreck reinigt. Die neue "Wunderwaffe" sei mit großem Erfolg auf den Neckarwiesen in Süddeutschland eingesetzt worden. Vogt-Sädler kann nachvollziehen, wenn die Ratsvertreter ungeduldig werden, sagt aber auch: "Wir müssen erst einmal Fakten und Informationen sammeln, ehe wir uns für konkrete Maßnahmen entscheiden können." Das sei jetzt der Fall. Rechtzeitig für die neue Freiluftsaison werde wirksam, was der Stadtrat als Sofortprogramm verabschiedet habe: "Sie werden sehen, im Frühjahr ist das Jröne Meerke gut aufgestellt."

Das Naherholungsgebiet Jröne Meerke, See und Grünanlage, verkommt seit Jahren. Notwendige Entscheidungen blieben im parteipolitischen Gerangel aus. Erst als sich Bürger der Nordstadt im Sommer zu einer Interessengemeinschaft (IG) zusammenschlossen, kam Bewegung in die Politik; der Entscheidungsprozess begann.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort