Neuss Jubiläumskonzert der Sinfonia zeigt die Qualität des Orchesters

Neuss · Wirkungsvolle Basisdemokratie sorgt sogar im kulturellen Bereich für Jubiläen. Schüler der Musikschule der Stadt Neuss äußerten nachdrücklich den Wunsch, nach Abschluss ihrer Ausbildung nicht in das individuelle Nirwana entlassen zu werden. Ein Ratsbeschluss vom 1. Oktober 1988 nahm das Begehren auf und beschloss "Erwachsenenbildung" im "Jugendmusikwerk der Stadt Neuss", wie die Musikschule damals hieß. Die erste hörbare Reaktion auf diese sinnvolle Ratsentscheidung fand am 10. August 1990 in der Aula des Quirinus-Gymnasiums statt: Erstmals probte ein Erwachsenenorchester der Jugendmusikschule.

"Musikschule packt ehrgeizige Projekte an" titelte damals die NGZ. Diese Herausforderung - mit dem heute prestigeträchtigen Namen "Sinfonia" - ist unter ihren Leitern Heinz Klaus (1990-1993), Reinhard Knoll (19930-2000), Ralf Beckers (bis 2009) und seitdem Burkart Zeller eine für die Stadtkultur bedeutende Erfolgsstory geworden.

Das zeigte auch der gute Besuch beim Jubiläumskonzert im Zeughaus. Aber auch Konzertreisen nach Frankreich, Großbritannien und in die USA haben das Orchester zu einem wirkungsvollen Signet für die Neusser Stadtwerbung gemacht. "Dabei ist schon die Probenarbeit ein ungeheuer erfreuliches Ereignis", sagt Heribert Krönung (Violine), der zu den Gründungsmitgliedern gehört. Er bedankte sich auch bei Monika Pennig: Die Musikschullehrerin betreut seit einigen Jahren die Probenarbeit mit den Bläsern.

Und die Ergebnisse waren beim Jubiläumskonzert prächtig zu hören. Die Ouvertüre zur Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart hatte mit kompletten Holzbläsern, Trompeten und drei Posaunen jubiläumsfestlichen Glanz. Vielmehr begeisterte aber: "Sinfonia" hatte den Jungstudenten und Kunstförderpreisträger der Stadt Neuss Erik Beer (15) eingeladen, das "Klavierkonzert C-Dur Nr. 13" von Wolfgang Amadeus Mozart zu spielen. Der junge Pianist wirbelte spektakulär, teilte seine frische Virtuosität (im ersten Satz) mit reifem Dialog insbesondere mit den Holzbläsern (im zweiten Satz) und forderte das Orchester im Rondo-Finale zu lebhaftem Miteinander heraus. Einfach großartig!

Beethovens voluminöse "Sinfonia Nr. 3 in Es-Dur" war letztlich das Jubiläumsfest. Es wird der großartigen Leistung des gesamten Orchesters nicht gerecht, einzelne Gruppen herauszuheben. Und doch: Die drei Hörner spielten im "Scherzo" grandios, die sieben Celli klangen ausnahmslos unisono, und der Bläserchoral im letzten Satz sorgte kurzzeitig für Atemstillstand beim Zuhören.

(Nima)
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