Neuss Junge Senkrechtstarter am "Quirinus"

Neuss · Seit 2012 ist die Konrad-Adenauer-Stiftung mit dem Projekt "Senkrechtstarter" am Quirinus-Gymnasium und vernetzt Schüler mit Stipendiaten. Damit wird Starthilfe für Schüler gegeben, die von Hause aus nicht gefördert werden können.

 29 Schüler trafen im Quirinus-Gymnasium beim sogenannten Speedmatching auf 20 Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung und wählten einen Paten. Im Projekt "Senkrechtstarter" lernen junge Migranten von Studenten.

29 Schüler trafen im Quirinus-Gymnasium beim sogenannten Speedmatching auf 20 Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung und wählten einen Paten. Im Projekt "Senkrechtstarter" lernen junge Migranten von Studenten.

Foto: salz

Ein Stimmengewirr aus "Erstsemesterveranstaltung", "Numerus Clausus" und "Campus" füllt die Aula des Quirinus-Gymnasiums: Das Projekt "Senkrechtstarter" der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ist zu Gast in Neuss.

29 Schüler von 14 Gymnasien und zwei Berufsschulen aus dem Rhein-Kreis treffen auf 20 Stipendiaten der KAS, die aus Städten wie Aachen oder Münster angereist sind. Sie wollen Erstakademikern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte bei ihren Anliegen rund um Studieneinstieg und Karriereplanung als Paten behilflich sein. "Traut euch, zu fragen", ruft Kerim Kudo, Leiter von "Senkrechtstarter", den Schülern zu.

Eine von ihnen ist Eleni Stefanou. Sie schreibt bald ihre Abiturprüfungen und kann sich gut vorstellen, danach Psychologie zu studieren - dabei kam sie erst vor drei Jahren nach Deutschland und beherrscht auch erst seitdem die deutsche Sprache. Diese tolle Leistung hat sie auch der Migrantenförderung am Quirinus-Gymnasium unter der Leitung von Oberstudienrat Torsten Götte zu verdanken: "Das hat viel gebracht", sagt die junge Griechin, die das Leibniz-Gymnasium in Düsseldorf besucht.

Eleni ist 18 Jahre alt - genau so lange gibt es auch die Migrantenförderung, die von der Universität Duisburg-Essen als Musterkonzept angesehen wird. Als "Stützpunkt für diese Aufgabe im Rhein-Kreis", so Schulleiter Uli Dauben, erhalten die Neuankömmlinge etwa ein halbes Jahr lang am Quirinus-Gymnasium intensive Sprachförderung. "Die Lehrer sind dann darauf eingestellt, die neuen Schüler in den Fachunterricht zu integrieren", sagt Dauben - denn die Aufgabe der dafür notwendigen Sprachvermittlung übernimmt zuvor Torsten Götte. Die Schüler zwischen fünf und 17 Jahren werden, bei prinzipieller Eignung für die Schulform Gymnasium, vom Kommunalen Integrationszentrum zugewiesen. "Mittlerweile erhalten wir viele Anfragen über Mundpropaganda", sagt Götte, der sich vor 18 Jahren, gerade aus dem Auslandsschuldienst auf Teneriffa kommend, der Migrantenförderung annahm und zu seinem Projekt machte. Er kennt all seine Schützlinge, bisher sind es mehr als 340 junge Migranten, denen er den Start ins deutsche Schulsystem erleichtert hat: "Sonst hätte ich das nicht geschafft", sagt Eleni Stefanou bescheiden. Auch Rahul Singh (20) ist dabei. Er besucht die zwölfte Klasse am Neusser Humboldt-Gymnasium - zuvor drückte auch er bei Torsten Götte die Schulbank, nachdem er aus Indien nach Deutschland gekommen war. Er freut sich, nun auch bei "Senkrechtstarter" dabei zu sein, alte Bekannte aus der Migrantenförderung wieder zu treffen, die sich nun ebenfalls kurz vor dem Abschluss befinden. Und Rahul interessiert sich für Flugzeugtechnik. Bei seinem Paten Tobias Paulus, er studiert Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau an der RWTH Aachen, ist er da genau an der richtigen Adresse.

Eleni hat sich auch entschieden - nach knapp einer Stunde "Speedmatching", also minütlichem Aufrücken und Wechsel des Gesprächspartners - für den Essener Medizinstudenten Fabian Görlitz. Immerhin nah dran an Psychologie.

(NGZ)
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