Neuss Kampagne motiviert 1141 mutige Männer

Neuss · Der Aufruf zur Darmkrebsvorsorge fand ein großes Echo unter den Neusser Männern über 55. Die Initiatoren von "1000 mutige Männer" zogen zufrieden Bilanz. Einem dieser Männer hat die Kampagne vielleicht das Leben gerettet.

 Zogen zufrieden Bilanz der Kampagne "1000 mutige Männer": (v.l.) Dr. Berthold Brodin, Professor Tobias Heintges, Hermann Gröhe, Dr. Hermann Verfürth, Professor Rainer Engers und Professor Jens Encke.

Zogen zufrieden Bilanz der Kampagne "1000 mutige Männer": (v.l.) Dr. Berthold Brodin, Professor Tobias Heintges, Hermann Gröhe, Dr. Hermann Verfürth, Professor Rainer Engers und Professor Jens Encke.

Foto: A. Woitschützke

Zwischen zwei Urlauben wollte Peter Stappen im Januar mal eben zur Darmkrebsvorsorge. "Einfach kurz untersuchen lassen und dann mit einem guten Gefühl in die Sonne", beschreibt der 71-Jährige seine Gedanken. Doch daraus wurde nichts. Bei der Routineuntersuchung fanden die Ärzte tatsächlich ein Krebsgeschwür im Darm. "Da zieht es einem natürlich den Boden unter den Füßen weg", sagt Stappen. Eine Woche später lag er im Operationssaal. Der Krebs wurde operativ entfernt. Bemerkt hatte er ihn bis dahin nicht: "Ich hatte keinerlei Beschwerden", sagt Stappen.

Seine Geschichte erzählt der 71-Jährige am Samstag bei der Abschlussveranstaltung der Aktion "1000 mutige Männer". Bei der Kampagne, die im Juni 2014 begann, wurden Neusser über 55 Jahrenaufgerufen, zur Darmkrebsvorsorge-Untersuchung zu gehen. 1141 mutige Männer waren dem Ruf bis Samstag gefolgt. Sie alle waren zur Abschluss-Veranstaltung mit Musik, Buffet und Tombola eingeladen.

Viele kamen. Unter ihnen auch Stefan Leier. Er war der 500. mutige Mann. Doch der 57-Jährige wiegelt ab: "So mutig muss man dafür eigentlich gar nicht sein. Man muss es einfach machen. Das ist gar nicht schlimm", sagt er. Leier hat aber auch festgestellt, dass die Darmspiegelung vor allem bei Männern noch immer ein Tabu-Thema ist.

Gerade deshalb sind die Initiatoren stolz auf die 1141 Teilnehmer. "Das ist ein riesiger Erfolg", sagt Alexander Michalek von der Barmer GEK. Die Krankenkasse ist zusammen mit der Krebsgesellschaft NRW Initiator der Kampagne. "Gemessen an der Einwohnerzahl hätte Neuss sein Ziel schon mit 600 mutigen Männern erreicht", sagt Michalek. Schließlich misst man sich mit Städten wie Hannover oder Hamburg. Und die sind zum Teil nur knapp über die 1000 Teilnehmer gekommen. "Neuss ist ein krönender Abschluss", sagt Margret Schrader von der Krebsgesellschaft NRW.

Die Krebsgesellschaft hat nun neue Ziele. Sie will 18- bis 25-Jährige in den Blick nehmen und für das Thema Hautkrebs sensibilisieren. Dazu soll eine neue Kampagne entwickelt werden. Erste Ideen befinden sich in der Marktforschung.

Untergehen wird die Aufklärung zum Thema Darmkrebs aber nicht. Dafür will die Selbsthilfevereinigung Ilco sorgen, die sich um Stromaträger und Menschen mit Darmkrebs kümmert. "Es gibt noch mehr Männer, die sich untersuchen lassen sollten", sagt Bernd Haufe von der Ilco Neuss am Samstag. Auch Bundesgesundheitsminister Bernhard Gröhe (CDU) sieht das so: "Das Thema Prävention bleibt ein wichtiges", sagt er und verweist auf den von ihm vorgelegten Entwurf eines Präventionsgesetzes, der aktuel im Bundestag diskutiert wird.

Peter Stappen hat die Kampagne "1000 mutige Männer" vielleicht das Leben gerettet. Ganz sicher kann er da aber noch nicht sein. Diese Woche erfährt er, ob der Krebs gestreut hat. Es folgt eine prophylaktische Chemo-Therapie. Der 71-Jährige ist ganz sicher ein mutiger Mann. Alleine schon, weil er seine Geschichte erzählt und so weitere Männer zur Vorsorge motiviert.

(NGZ)
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