Neuss "Kindern das Miteinander beibringen"

Neuss · Heribert Klein, Veranstalter der Unicef-Gala im Swissôtel, stand Chefreporter Ludger Baten Rede und Antwort auf dem blauen NGZ-Sofa. Ein Gespräch über das Teilen, die Bedeutung von Netzwerken und das Neusser Publikum.

 Heribert Klein, seit 33 Jahren Motor der Unicef-Gala, stellte sich auf dem blauen NGZ-Sofa den Fragen von Ludger Baten (r.).

Heribert Klein, seit 33 Jahren Motor der Unicef-Gala, stellte sich auf dem blauen NGZ-Sofa den Fragen von Ludger Baten (r.).

Foto: A. Woitschützke

Heribert Klein ist ein wundervoller Geschichtenerzähler. Und er versteht es, die Herzen zu berühren. Der ehemalige PR-Chef der Commerzbank in NRW gibt dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef Deutschland Gesicht und Stimme, ist unermüdlicher Motor und rührt seit mehr als 30 Jahren kräftig die Werbetrommel für die Jüngsten unter den Schwachen dieser Welt. Auf dem blauen NGZ-Sofa stellte sich der Endsechziger jetzt den Fragen von Chefreporter Ludger Baten und verzauberte die Zuhörer mit seiner Leidenschaft für sein Lebensprojekt.

Rund um Sankt Martin spielt das Thema Teilen eine große Rolle - und zwar auf Augenhöhe. "Wir müssen schon in den Kindergärten anfangen, den kleinen Menschen, die in einer Konsum- und Markengesellschaft aufwachsen, soziales Miteinander beizubringen. Dazu gehört auch das Teilen", sagte Klein und hatte dazu - wie so oft an diesem Abend - eine anrührende Geschichte aus einer Kita in Emmerich parat, wo Kinder ihre Süßigkeiten zum Osterfest mit denen teilten, die gar keine hatten. "Sie haben etwas gegeben und sich an der Freude der anderen erfreut", sagt Klein.

Was die Kleinen praktizieren, funktioniere auch bei den Großen. "Wenn aus dem Miteinander ein Füreinander wird, haben wir eine wirklich große Botschaft erfüllt." Natürlich fragte Ludger Baten seinen Gesprächspartner nach den Anfängen der Unicef-Gala, deren Erfolgsgeschichte 1982 in Hilden begann. Dort fand Klein eine Unterstützerin in der damaligen Bürgermeisterin Ellen Wiederhold, die aus ihrer Privatschatulle einen 169.000 Mark teuren Steinway-Flügel für die Stadthalle kaufte. "Dort steht er immer noch, ist inzwischen mehr als doppelt so wertvoll", erzählt Klein. "In Düsseldorf oder einer anderen Stadt hätte ich keinen solchen Bürgermeister gefunden." Zunächst wurden auf diesem Flügel Musiker begleitet, die in dem großen Saal für eigentlich 800 Menschen vor 250 Gästen ihren Auftritt hatten. "Heute haben wir mehr als 3000 Anfragen für 1200 Plätze."

In Neuss fand die Tanz- & Tennis-Gala 2015 ihre Fortsetzung als Unicef-Gala, weil die Commerzbank als Gastgeber den karitativen Ansatz stärken wollte. Dieses gesellschaftliche Ereignis ist untrennbar mit Heribert Klein verbunden. "Egal, was die Gäste essen oder trinken, das Wichtigste ist, was sie für die andere Seite tun. Dabei muss der Euro immer den gleichen Stellenwert haben wie 10.000 Euro. Unicef darf nie eine Frage des Geldes, muss immer eine Frage des Herzens sein."

Und in Neuss ist sie längst zur Herzensangelegenheit geworden. "Es gab Zeiten, da gab es viele rauschende Bälle in der Quirinusstadt - die Unicef-Gala ist immer noch ein gesellschaftliches Ereignis", stellt Ludger Baten fest, und Heribert Klein kennt auch den Grund dafür: "Als ich vor 33 Jahren anfing, übernahm das Management eines Künstlers meist ein Familienmitglied. Inzwischen haben sich die Netzwerke vervielfacht, aber wir haben noch immer unsere Kontakte und buchen internationale Künstler, die in ihrem Land schon sehr erfolgreich, in Deutschland aber noch nicht so bekannt sind." Er lobte die Neusser als "tolles Publikum", doch eines werde er wohl niemals werden: Schütze. "Man soll immer nur das machen, was man auch kann."

(NGZ)
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