Neuss Kinderparade vor dem Quirinus-Münster

Neuss · Trotz Regen kamen Hunderte zum Kinderschützenfest. Die kleinen Marschierer bewiesen, dass sie wetterfester sind als mancher Große.

 Schützenkönig Markus Reipen (Bild unten rechts) hatte die Idee zum Kinderschützenfest, das mit einer Parade für den Edelknabenkönig endete.

Schützenkönig Markus Reipen (Bild unten rechts) hatte die Idee zum Kinderschützenfest, das mit einer Parade für den Edelknabenkönig endete.

Foto: Woi

Tim trägt sein Holzgewehr schon wie ein echter Schütze: den Griff fest in der rechten Hand, den Lauf auf der Schulter abgelegt - und alles möglichst eng am Körper. Voll Vorfreude blickt der Fünfjährige unter dem schwarzen Zylinder hervor, den er extra für diesen Tag gebastelt hat. "Ich freue mich auf das Marschieren", sagt Tim. Und Opa Rudi Hahne, überzeugter Jäger seit 48 Jahren, steht daneben und nickt zufrieden. Dass der Enkel ausgerechnet als Grenadier zum ersten Kinderschützenfest auf den Münsterplatz gekommen ist, daran sei der Kindergarten schuld. "Ist ja nur für heute", sagt Hahne hoffnungsvoll.

Schützenkönig Markus I. Reipen und Reitersieger Axel Hebmüller hatten das Kinderschützenfest organisiert, für beide eine Herzensangelegenheit. Einen Tag nach dem Königsehrenabend sollten einmal diejenigen im Mittelpunkt stehen, die ihrer Meinung nach an Schützenfest immer zu kurz kommen: Alte, Menschen mit Behinderung - und natürlich Kinder. "Sie sollen erleben, wie es ist, als Schütze durch die Straßen zu laufen", erklärt Reipen seine Idee, und Hebmüller ergänzt: "Da soll alles dabei sein."

Und so ist eigentlich alles wie bei den großen Schützen: Angeführt vom 1. Neusser Regiments-Tambourkorps ziehen die Kinderschützen mit ihren selbst gestalteten Uniformen um die Quirinus-Basilika. Die Bastelvorlagen hatten Reipen und Hebmüller zuvor in Neusser Kindergärten verteilt. Am Rand stehen die Eltern, oft sogar die ganze Familie, applaudieren, bringen Blumen und helfen, manch verrutschten Schützen-Papphut wieder ordentlich aufzusetzen. Auch die Kleinen legen schließlich wert auf ein akkurates Uniformbild, mit Gummistiefeln und Regenponcho trotzen sie dem miesen Wetter. Zur Belohnung gibt es Blumen von Schützenkönigin Susanne persönlich.

Wie der kleine Grenadier Tim hatten sie sich alle am meisten auf das Marschieren gefreut. "Wir haben extra zu Hause geübt", erzählt eine Neu-Schützenmutter stolz. Und tatsächlich. Als die Kinderschützen zum Abschluss ihres kleinen Umzuges an Edelknabenkönig Benjamin Schommers vorbeiparadieren, geben sie ein solch hervorragendes Bild ab, dass sich selbst manch traditionsreicher Jägerzug noch ein Beispiel daran nehmen könnte: Hand in Hand, alle Augen rechts, und mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Die "kleine Majestät", Edelknabenkönig Benjamin, der das nun 180 Jahre alte Pagenkorps repräsentiert, zeigt sich anschließend zufrieden mit der Leistung "seines" Regiments. "Das war schon cool, sowas sollten die jedes Jahr machen."

Reipen und Hebmüller wollten mit ihrem Kinderschützen vor allem Familien erreichen, die noch keinen Bezug zum Schützenfest haben. Und damit auch Kinder wie Ben, vier Jahre, der mit seiner Mutter Johanna gekommen ist, die, wie sie sagt, "so gar nichts" mit Schützenfest zu tun hat. "Wir wollen uns aber anpassen", fügt sie noch hinzu, während Ben sich schon wieder zur Musik umgedreht hat. Die dicke Trommel findet er besonders toll. "Vielleicht melden wir ihn bei den Edelknaben an", sagt seine Mutter.

(NGZ)
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