Neuss Kita-Streik: Eltern organisieren Selbsthilfe

Neuss · Viele Eltern regeln die Betreuung ihrer Kinder während des Streiks selbst. Nächste Woche könnten die Notgruppen voller werden.

 Denise Grebe holt ihren Sohn Tyler (5) aus der Kita "Kleine Welt" ab. "Der Streik ist für meinen Sohn ärgerlich", sagt sie.

Denise Grebe holt ihren Sohn Tyler (5) aus der Kita "Kleine Welt" ab. "Der Streik ist für meinen Sohn ärgerlich", sagt sie.

Foto: Lothar Berns

Der Streik der Kita-Erzieher bedeutet für die Neusserin Esel Parali (36) zwar einiges an Organisation, aber sie hat Glück: "Meine Mutter wohnt in der Nähe", berichtet sie. "Wenn ich etwas erledigen muss, kann ich Mehmet zu ihr bringen." Der Sechsjährige geht an der Wingenderstraße in der Nordstadt in die integrative Kindertagesstätte "Kleine Welt". Sie beteiligt sich nächste Woche erneut mit sieben weiteren ehemals städtischen Kindergärten an dem Arbeitskampf.

Für die Eltern sei der Streik nicht gut, sagt Parali. Dass die Erzieherinnen aber eine höhere Wertschätzung ihrer Arbeit forderten, kann sie verstehen. "Das ist eine gute Kita", erklärt die Mutter. "Mein großer Sohn war auch schon hier."

Auch Denise Grebe hat diese Woche keinen Gebrauch von der angebotenen Notgruppe während des Streiks in der Kita gemacht. "Ich bin zu Hause", sagt die 34-Jährige. "Aber für meinen Sohn ist es ärgerlich." Der fünfjährige Tyler sei Autist. "Ohne die reguläre Kitagruppe fehlt ihm die Routine." Für die Forderungen der Streikenden hat sie nur teilweise Verständnis. "Es ist sicherlich schwieriger geworden mit den Kindern. Aber wer sich für den Beruf Erzieherin entscheidet, weiß, was für Gehälter dort bezahlt werden." Durch den Streik hätten nun die Eltern die Probleme. "Ich habe noch ein krankes Kind zu Hause."

Auf einem Plakat im Eingang informiert die Kita "Kleine Welt" über die Ziele des Arbeitskampfes, zu dem die Gewerkschaft Komba aufgerufen hat. "Fehlende Wertschätzung" ist darauf als Titel zu lesen. Darunter werden verschiedene Aspekte des Berufes wie U3-Betreuung, Elternberatung und mathematische Frühförderung aufgelistet. Nicht alle Eltern haben aber einen Blick dafür. "Ich weiß nicht, warum gestreikt wird", erklärt eine junge Mutter. Verärgert ist sie aber nicht. "Ich bin nicht berufstätig."

 Die Nordstädterin Esel Parali mit Mehmet (6): "Wenn ich etwas erledigen muss, kann ich Mehmet zu meiner Mutter bringen", sagt Parali.

Die Nordstädterin Esel Parali mit Mehmet (6): "Wenn ich etwas erledigen muss, kann ich Mehmet zu meiner Mutter bringen", sagt Parali.

Foto: Berns, Lothar (lber)

"Bislang klappt der Streik problemlos", berichtet Petra Kruchem, die Leiterin der "Kleinen Welt" mit rund 80 Kindern. "Wir haben die Eltern gebeten, bevor sie einen Platz in der Notgruppe nutzen, erst einmal zu schauen, ob nicht Oma, Opa oder Nachbarn helfen können." Die Bitte hatte Erfolg. In die Notgruppe, die für die Kinder der "Kleinen Welt" und der Kita "Kleine Freiheit" eingerichtet war und bis zu 20 Mädchen und Jungen hätte aufnehmen können, kamen nur vier Kinder. "Nächste Woche - ohne Brückentag - könnte es voller werden."

Kruchem hält den Streik für sehr wichtig. "Wir bekommen gerade als integrative Kita immer schwierigere Aufgaben, gleichzeitig werden Gelder gestrichen." 14 Frauen arbeiteten an der Wingenderstraße. "Mit einem besseren Gehalt wäre auch ein Mann eher bereit, diesen Beruf zu ergreifen."

3000 Teilnehmer bei Demo zum Kita-Streik in Köln
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3000 Teilnehmer bei Demo zum Kita-Streik in Köln

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Der Arbeitgeber, die Lukaskrankenhaus-Tochter Lukita, hat Verständnis für die Forderungen. Doch das Unternehmen befinde sich in einer "wirtschaftlich angespannten Situation", sagt Ulla Dahmen, Sprecherin des städtischen Lukaskrankenhauses. "Größter Kostenblock sind die Personalkosten. Wenn der sich vergrößert, wird die weitere Sanierung noch deutlich anspruchsvoller."

(NGZ)
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