Neuss Klare Regeln gegen Korruption

Neuss · Beim Mittelstandsforum im Romaneum diskutierte eine Expertenrunde mit 80 Gästen und dem Referenten Professor Holger Linderhaus über die Bedeutung von "Compliance" in mittelständischen Unternehmen.

 Professor Holger Linderhaus betonte, dass das Thema "Compliance" nicht nur Großkonzerne betreffe.

Professor Holger Linderhaus betonte, dass das Thema "Compliance" nicht nur Großkonzerne betreffe.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

"Compliance" ist für viele ein Fremdwort. Übersetzt bedeutet der englische Begriff "Befolgung", weiter gefasst etwa "Regeltreue" oder "integres Verhalten". Er meint die Einhaltung von Gesetzen, Vorschriften und internen Richtlinien in Unternehmen, sei weder eine Modeerscheinung aus Amerika, noch ein überbürokratisiertes Monster - und solle Unternehmern auf keinen Fall fremd sein, denn die Grenze zwischen Kundenpflege und Korruption sei fließend. Das betonte Professor Holger Linderhaus, Lehrbeauftragter an der Hochschule Fresenius zu Köln und Seniorpartner der Düsseldorfer Kanzlei Linderhaus-Stabreit-Langen, beim Mittelstandsforum von Stadt Neuss, Commerzbank und NGZ.

"Compliance ist der Oberbegriff für eine Organisationsstruktur, die rechtliche Risiken vermeiden soll", erklärte Linderhaus bei seinem Impulsvortrag zum Thema "Compliance im Mittelstand. Rechtsrisiken als wirtschaftliche Risiken und Haftungsfalle" vor rund 80 Zuhörern im Romaneum - und räumte mit Irrtümern auf. Fazit: "Compliance betrifft nicht nur Großkonzerne, sondern auch den Mittelstand."

Wer etwa Geschenke von Kunden oder Geschäftspartnern bedenkenlos annimmt, der ist auf dem Holzweg, denn die Spielregeln sind natürlich nicht grenzenlos. Zwar müsse ein mittelständisches Unternehmen kein Compliance-Management-System haben wie etwa Siemens, aber es sollte sich zumindest etwas Zeit nehmen, seine Mitarbeiter regelmäßig zu schulen und ein Regelwerk aufzustellen, "also ein Mindestmaß an Organisation zur Rechtsprophylaxe" schaffen.

Denn, so warnte Linderhaus: Verstöße würden streng von den Behörden verfolgt. Unwissenheit schützt nicht. In der starken Compliance-Gesetzgebung zeige sich ein Wertewandel. "Bald bekommen wir ein Verbandsstrafgesetzbuch, der Gesetzentwurf des nordrhein-westfälischen Justizministeriums liegt im Bundestrat", sagte Linderhaus. Das Unternehmen selbst rückt damit ins Zentrum der Strafverfolgung. Und die Strafen seien empfindlich, von der Geldstrafe bis zur Verbandsauflösung, dem "schärfsten Schwert", so Linderhaus.

Auf dem anschließenden Podium nahm der Referent neben drei Experten Platz: Marc Hillen (h1communication), Anna Ljubica (Creditreform Compliance Services) und Peter Solberg (Janssen-Cilag). Journalist Tom Hegermann moderierte die Diskussion, die Solberg nutzte, um zu verdeutlichen, das "Compliance" kein ungeliebtes Stiefkind in Unternehmen sein darf: "Ein Compliance-Management-System behindert nicht das Geschäft", betonte das Mitglied der Geschäftsführung des Neusser Arzneimittelherstellers. "Es reicht nicht aus, ein Regelwerk zu haben. Wichtig ist eine gute Unternehmenskultur und die Bereitschaft, Dinge zu ändern."

Marc Hillen warf den Begriff des "ehrbaren Kaufmanns" in die Runde und erklärte, es sei vor allem wichtig, am Ende des Tages noch in den Spiegel schauen zu können. "Man darf nicht erst handeln, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Ein Regelwerk muss es immer geben", ergänzte Anna Ljubica. Das habe viele Vorteile, sagte Professor Linderhaus: "Es hilft, die organisatorischen Abläufe zu optimieren, schützt vor rechtlicher Verfolgung und gibt den Mitarbeitern das gute Gefühl, in einem sauberen Unternehmen zu arbeiten."

(NGZ)
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