Neuss Klartext bei "Comedy ConneXion"

Neuss · Die "Comedy ConneXion" mit Benaissa Lamroubal lockte am Samstag ein junges Publikum in die Alte Post. Während des unterhaltsamen Abends wurde auch Klartext über die Ereignisse von Köln geredet.

 Der Neusser Benaissa Lamroubal moderierte den Abend mit viel Witz - und rechnete mit den Tätern der Kölner Silvesternacht ab.

Der Neusser Benaissa Lamroubal moderierte den Abend mit viel Witz - und rechnete mit den Tätern der Kölner Silvesternacht ab.

Foto: Mengel

Es sind einfach zu viele Leute gekommen. Die alte Post platzt aus allen Nähten. Stühle reichen nicht aus, Gäste nehmen mit Stehplätzen vorlieb. Das Programm startet deswegen mit über 15 Minuten Verspätung. "Sorry, dass alles ein bisschen chaotisch ist", sagt der Musiker Ahmed Sukhni alias Hakeem, als er auf die Bühne tritt. Dann geht's los mit einem unterhaltsamen Abend, an dem sich viel um die Unterschiede von Migranten und Deutschen dreht. Vier Comedians, ein Musiker und Moderator Benaissa Lamroubal locken ein bunt gemischtes aber überwiegend sehr junges Publikum.

Den Eisbrecher macht Shine Buteo mit seiner Gitarre, seiner starken Stimme und Aquas 90er Jahre Hit "Barbie Girl" in einer Akustik-Version. Die Zuschauer machen mit - schnipsen, singen, klatschen. Dann kommt Gastgeber Benaissa Lamroubal auf die Bühne. Der Ur-Neusser mit marokkanischen Wurzeln legt gleich los. "Araber in Deutschland zu sein, ist schwer geworden. Ich kann kein Radio mehr hören", sagt er. Ständig fühle er sich angesprochen, seit den Ereignissen der Silvesternacht in Köln. "Die Arschlöcher in Köln haben in einer Nacht den Ruf von uns Marokkanern zerstört", sagt er. Früher hätten die Deutschen bei Marokko an 1001 Nacht gedacht. "Heute denken sie besorgt an 1001 Marokkaner in einer Nacht."

Humorvoll rechnet Benaissa Lamroubal mit Vorurteilen ab und bestätigt andere. Überhaupt ist seine Moderation das Beste an diesem Abend. Er erzählt Geschichten aus dem Leben eines Migranten, beschönigt Verhältnisse nicht, ohne aber in Klischees abzurutschen. Immer orientiert an der Idee des Abends: Hier kommen sehr unterschiedliche junge Menschen aus vielen Kulturen zusammen, doch Eines haben sie gemein: Sie lachen.

Auch beim Auftritt von Salim Samatou. Der Gewinner des Comedy-Grand-Prix kommt mit einer gewissen Schlurfigkeit daher. Weite Klamotten, Lust an der Improvisation und Interaktion mit dem Publikum. Er hat kürzlich die Reiterstaffel der Polizei entdeckt und sich über sie gewundert: "Kommt es bei euch Deutschen so oft vor, dass Cowboys eine Bank überfallen?" Lustig sind auch seine Witze über die Hautfarbe von Smileys bei WhatsApp.

Zotig und etwas flacher wird es bei Mario Wendler. Dem Newcomer merkt man an, dass er noch frisch im Geschäft ist. Nach der Pause begeistert Thomas Schmidt mit Witzen auf eigene Kosten. Etwa über sein jugendliches Aussehen. "Ich habe einen Bartwuchs wie ein Achtjähriger. Letztens habe ich einen Rasierer gekauft und wurde gefragt, ob er als Geschenk eingepackt werden soll."

Den Abschluss bei diesem unterhaltsamen Abend macht Khalid Bounour, der zusammen mit Benaissa Lamroubal bei der Künstlergruppe Rebell Comedy ist. Khalid Bounour nutzt den Abend, um neu geschriebene Gags live vor Publikum zu testen. Und er erklärt, warum er als Migrant bei Günter Jauchs "Wer wird Millionär?" keine Chance hätte. "Die ersten fünf Fragen sind angeblich die einfachsten", sagt er. Dabei gehe es da immer nur um deutsche Sprichwörter. "Das ist nichts für uns Ausländer."

(NGZ)
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