Neuss Klassische Werke lebhaft interpretiert

Neuss · Die Pianistin Sandra Urba spielte ihr Examensprogramm in der Kapelle des Lukaskrankenhauses.

 Sandra Urba legt morgen ihr Konzertexamen ab.

Sandra Urba legt morgen ihr Konzertexamen ab.

Foto: Urba

Die Litauerin und Pianistin Sandra Urba (27) hat Neuss ins Herz geschlossen. Bereits zweimal ist sie in Konzerten in der Kapelle des Lukaskrankenhauses aufgetreten, einmal als Solistin und Meisterschülerin von Professor Pavel Gilikov und dann mit Simon Monger (Violine) und Jeanette Gier (Violoncello) als Klaviertrio im Eldering-Ensemble. Nun war sie erneut im Lukas, um quasi als Generalprobe ihr Programm durchzuspielen, mit dem sie morgen an der Musikhochschule Köln ihr Konzertexamen bestreiten muss.

Ihre früheren Besuche waren in bester Erinnerung, denn wie so oft platzte die Kapelle des Lukas aus allen Nähten. Für das Konzertexamen durfte die Pianistin, die bereits in Köln ihren Master mit Auszeichnung gemacht hat, das Programm selbst zusammenstellen. Sie begann mit Joseph Haydns "Sonate Nr. 60 C-Dur", die bereits im ersten Satz virtuoses Geschick und in den Dreiklangsbrechungen kraftvolles Zupacken erfordert. Das hörte sich nicht nur gut an, auch die starke Bühnenpräsenz der Solistin, dabei völlig frei von Eitelkeiten, war eine Offenbarung. Körperhaltung und Mimik der eher zierlichen Pianistin zeigen Sekundenbruchteile vorher, was auf den Zuhörer zukommt. Kraftvolles Zupacken drücken strenger Blick und Stirnfalten an, beim zweiten, trotz sehr viel Ruhe spannungsgeladenen, ornamentalen Satz schweift der Blick schon mal träumerisch in die Kapelle. Den Esprit des scherzohaften Finales begleitet manchmal der tänzerische Oberkörper.

Diese für das Publikum äußerst lebhafte Interpretation setzte sich fort bei den Capriccios und Intermezzi der "Sieben Fantasien op. 116" von Brahms. Beim "Capriccio in g-Moll" erzählt Urbas Mimik eine geheimnisvolle Geschichte. Ihre lyrische Träumerei ist wohlüberlegte Gestaltung, die auch im virtuosen Rasen der siebten Fantasie überzeugt.

Im Nachhinein schien alles nur Vorübung zu sein für den Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgskij. Schon die energische "Promenade" kündigte an: Sandra Urba setzt nicht auf Virtuosenglanz, sondern auf fantasievolle Symbolkraft. Wüste Rhythmen und Akzente setzt sie gelegentlich exaltierend, impressionistische Farben malt sie verhalten. Prasselnder Beifall und viele Bravorufe.

(Nima)
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