Neuss Kompass D: Flüchtlinge halten erstmals ein Zeugnis in Händen

Neuss · Sie alle strahlen und sind stolz. Frauen und Männer aus aller Welt, die sie betreuenden "Lotsen" und letztlich auch die Initiatoren der kreisweiten Flüchtlingshilfe "Kompass D". Erstmals halten jetzt 34 Neu-Neusser ein Zeugnis in Händen, das ihnen helfen soll, künftig in Deutschland zu leben.

Neuss: Kompass D: Flüchtlinge halten erstmals ein Zeugnis in Händen
Foto: Woitschützke Andreas

Manch ein potenzieller Arbeitgeber mag sich demnächst wundern, wenn er das Dokument studiert. Denn dort werden "Pünktlichkeit" oder "Teamfähigkeit" nach in Deutschland festgelegten Richtlinien des Berufswahlpasses bewertet. Warum diese "Kopfnoten" im ersten Schritt so wichtig sind, erklärte bei der Zeugnisübergabe Johann-Andreas Werhahn von der Initiative Kompass D: "Die eigentlichen Fähigkeiten können über Praktika erkundigt und anschließend über die duale Ausbildung trainiert werden."

Die allermeisten Kompass D-Absolventen werden, so Werhahn, ab September in Unternehmen aus dem Kreisgebiet unterkommen. Dabei sei die Platte der angestrebten Berufe so breit wie die Arbeitswelt selbst: "Es zeigt sich, dass nichts unmöglich ist, wenn man sich anstrengt, sein Talent erkundet und den Weg in einen Betrieb findet." Bei dieser Entwicklung erweise sich Unterstützung als wichtig, die von der Bundesagentur für Arbeit, von der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer, vom Kreis, von der Stadt und vom Team um "Oberlotse" Volker Woschnik von Kompass D gewährt werde. Ein Jahr lang haben sich die 34 Erfolgreichen angestrengt und durchgehalten; begonnen hatten 66 zumeist junge Frauen und Männer.

Kompass D wurde vor fast zwei Jahren als gemeinsames Projekt der Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss ins Leben gerufen. Hinter der Initiative stehen viele Unternehmen, die mit Geld und vielschichtigem Engagement den jungen Flüchtlingen helfen wollen, sich zu qualifizieren, um in Ausbildung und Arbeit zu kommen. Diesem Ziel dient das Förderprogramm von Kompass D, das zusätzlich zum Schulunterricht individuell fördert. Dafür beschäftigt Kompass D "Lotsen", die nicht nur auf die Sprachkompetenz achten. "Alle sollen am Ende in der Lage sein, ein eigenbestimmtes Leben führen zu können", sagt Werhahn.

(NGZ)
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