Neuss Kopfgebäude-Brücke kommt heute Nacht

Neuss · Ein Schwerlasttransport bringt die Fußgängerbrücke, die 21 Meter lang ist und 40 Tonnen wiegt, von Magdeburg nach Neuss. Sie wird heute Nacht eingesetzt und verbindet dann das neue Kopfgebäude am Hafenbecken I mit der City.

 Ein Entwurf des Architekten Ingenhoven zeigt, wie eine Treppe am Hafenbecken I zur Plattform am Kopfgebäude führt. Von dort geht's auf die Fußgängerbrücke, die die Batteriestraße in Richtung Quirinusviertel quert.

Ein Entwurf des Architekten Ingenhoven zeigt, wie eine Treppe am Hafenbecken I zur Plattform am Kopfgebäude führt. Von dort geht's auf die Fußgängerbrücke, die die Batteriestraße in Richtung Quirinusviertel quert.

Foto: Stadthafen/Ingenhoven

Spektakuläre Bilder kündigen sich für heute Nacht nach Einbruch der Dunkelheit an: Ein gewaltiger 90-Tonnen-Kran wird die als Einzelteil gefertigte 21 Meter lange und 40 Tonnen schwere Stahlbrücke über die Batteriestraße in ihre Widerlager einheben. Sie verbindet dann das neue Kopfgebäude am Hafenbecken I mit der historischen Altstadt. Die Neusser sollen ab Mitte November über diese neue Querung, die nach Entwürfen des Neusser Architekten Oliver Ingenhoven entsteht, promenieren können. Das Projekt kostet rund 800 000 Euro.

Für den Planungsdezernenten, Beigeordnete Christoph Hölters, ist die Brücke ein "zentrales Element", der Idee, Neuss näher ans Wasser rücken zu lassen: "Für die Stadtentwicklung ist dieses Bindeglied, das eine Lücke schließt, enorm wichtig." Deshalb werde die Stadt Neuss als Bauherrin jetzt kurzfristig die provisorische Zuwegung von der Quirinusstraße über das brach liegende Areal der ehemaligen Münsterschule gestalten: "Dieser Bypass ist bald gelegt, und noch in diesem Jahr werden die Neusser dort in den Hafen hineinspazieren können."

Erhoffte spektakuläre Bilder bedeuten aber nicht, dass die heutige Aktion einen erfahrenen Bauleiter wie Ulrich Hochgürtel (70) aus der Ruhe bringt: "Routine. Das sollte in 90 Minuten erledigt sein. Ich denke, ich kann zwischendurch mal eine Tasse Kaffee trinken." Seine größte Sorge: "Die Behörden dürfen unseren Schwertransport nicht verzögern." Die Genehmigung liege vor, der Transport werde von der Polizei begleitet, "aber man weiß nie, was auf einem langen Weg über die Autobahn alles passieren kann".

Wie schon die Forum-Brücke des Gymnasiums Marienberg wurde die neue Brücke von einem auf Stahlbau spezialisierten Unternehmen in Magdeburg gefertigt. Ab 22.30 Uhr — so Hochgürtel — werde die Batteriestraße zwischen Wendersplatz und Hafenstraße gesperrt. "Wenn die Maße stimmen — und davon gehe ich aus — ist das für uns eine reine Fleißarbeit", sagt Hochgürtel, der die Brücke als "Leichtgewicht" bezeichnet. Schon ihre "Schwester", die Forum-Brücke, sei zehn Meter länger. Die steht aber nicht so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit, weil sie nur innerhalb des Marienberg-Schulbetriebs genutzt werden kann. Jetzt folgt also die öffentliche Variante, die Neuss kreuzungsfrei ans Hafenwasser bringt.

Für Klaus Harnischmacher läuft das Projekt wie geschmiert. Er ist Geschäftsführer der Stadthafen GmbH, die im Auftrag der Stadt den Brückenschlag perfekt macht. Auch das Kopfgebäude werde fristgerecht fertig: "Unsere Mieter können wie verabredet am 31. Dezember einziehen." Für die Mieter — darunter die Kanzlei Hüsch, die Zahnarztpraxis Heimbach, die HNO-Praxis Grevers-Kürten sowie die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater von TW Treuhand — ist der fußläufige Weg wichtig: "Das macht den Standort besonders attraktiv." Auch das Kopfgebäude entsteht nach Plänen des Architekten Oliver Ingenhoven. Der hatte seinerzeit die Idee, die Innenstadt und das Hafenbecken mit einer Brücke zu verknüpfen.

In dem Puzzle, das sich jetzt langsam zu einem Bild zusammenfügt, fehlt allerdings noch ein tragender Baustein: der Abriss des Münsterschul-Komplexes und die Neubauten für eine neue Nutzung. Die geplante Wohnbebauung ist strittig. Büros könnten die Lösung sein. Hölters: "Die Brücke kommt. Die Zuwegung auch. Sie wird aber noch am alten Gebäude vorbeiführen. Die Schule wird noch stehen."

(NGZ)
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