Rhein-Kreis Neuss Kreis rechnet mit einem Pflegeplatz-Überhang von 450 Betten

Rhein-Kreis Neuss · Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hat gerechnet und kommt zu dem Ergebnis, dass es "kreisweit drei Pflegeheime zu viel" gibt. Für Hans-Ulrich Klose (CDU) ist die Entwicklung "besorgniserregend" und Rainer Thiel (SPD) mahnt, dass "die Wirtschaftlichkeit gegeben sein muss". An warnenden Stimmen fehlte es gestern im Kreisausschuss nicht, allein die Zahl der Betten in vollstationären Pflegeeinrichtungen steigt weiter. Der Überhang in den acht kreisangehörigen Kommunen wird derzeit mit rund 250 freien Plätzen angegeben; Anfang kommenden Jahres sollen es 450 sein. Diese Zahlen gehen aus dem Plan zur sogenannten Pflegebedarfsentwicklung hervor, der gestern von der Verwaltung dem Kreisausschuss vorgelegt wurde.

Das Angebot an Pflegeplätzen im Rhein-Kreis wächst absehbar stetig: Am 1. Juli nimmt das neue 80-Betten-Haus der Azurit-Gruppe in Korschenbroich den Betrieb auf. Mit der Eröffnung der Einrichtungen in Grevenbroich (45 Plätze) und in Neuss (120 Plätze) rechnet die Kreisverwaltung Ende des Jahres beziehungsweise Anfang 2016. Die Zahl der eingerichteten Plätze erhöht sich schneller als der Bedarf. Auf diese sich öffnende Schere und die daraus resultierenden Gefahren weist die Kreisverwaltung bereits seit Jahren hin. Sie fürchtet, dass künftig nicht mehr ausreichend Pflegekräfte vorgehalten werden können und sie sieht, dass sich der wirtschaftliche Druck auf die Betreiber nicht ausgelasteter Pflegeheime noch weiter vergrößern wird.

Zudem macht sich die Verwaltung, unterstützt vom Kreistag, für eine "ausgewogene Verteilung der Kapazitäten" stark. Vor allem in Grevenbroich wird ein Betten-Überhang sichtbar. Rund die Hälfte des kreisweiten Leerstandes steuert die Schlossstadt bei. Dabei ist ein gewisser Übergang durchaus politisch gewollt. Denn den Pflegebedürftigen beziehungsweise ihren Angehörigen soll sich, so SPD-Sprecher Rainer Thiel, "eine Auswahl eröffnen". Das sieht auch Erhard Demmer von Bündnis 90/Die Grünen so: "Wir dürfen nicht zu knapp denken." Dem widersprachen auch die CDU-Abgeordneten gestern im Kreisausschuss nicht. Auch sie wünschten sich, dass alle Suchenden möglichst nahe ihres bisherigen Wohnortes einen Pflegeplatz finden können. Am Ende der Debatte war alles gesagt, doch der Trend nicht gestoppt: Die Zahl vollstationärer Pflegeplätze wächst weiter.

(NGZ)
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