Neuss Krisenmanagement an Sekundarschule

Neuss · Schulpflegschaft ist nach Mobbing- und Gewaltvorwürfen um Aufklärung bemüht. Eine Gesprächsrunde ist geplant.

 Laut Polizei sind in diesem Jahr bislang sechs Anzeigen eingegangen, bei denen sich der Tatort in der Neusser Sekundarschule befunden haben soll.

Laut Polizei sind in diesem Jahr bislang sechs Anzeigen eingegangen, bei denen sich der Tatort in der Neusser Sekundarschule befunden haben soll.

Foto: Hogekamp

Das Telefon von Kathrin Ploumis steht in diesen Tagen nicht still. In ihrer Funktion als Schulpflegschaftsvorsitzende der Sekundarschule Neuss an der Gnadentaler Allee ist sie aktuell als Krisenmanagemerin gefordert. Hintergrund sind die Schilderungen von mehreren Eltern, sie sich jüngst an unsere Redaktion gewandt und über chaotische Zustände an der Schule berichtet hatten. Der Tenor: Gewalt und Mobbing an der Sekundarschule seien mittlerweile an der Tagesordnung. Zudem sei der Personalengpass derart ausgeprägt, dass es jede Woche zu Unterrichtsausfall kommt. Die Eltern, die anonym bleiben möchten, sparten dabei nicht mit Kritik an der Schulleitung. Nicht nur von ihr, sondern auch von der Bezirksregierung und von der Stadt fühlen sie sich mit ihren Problemen allein gelassen.

Nun hat Kathrin Ploumis Kontakt zu unserer Redaktion aufgenommen, um die Situation aus der Sicht der Schulpflegschaft zu schildern. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass es an der Schule zu Konflikten komme. Der Schulleitung seien diese Probleme bekannt. Die Verantwortlichen würden sich regelmäßig intern fortbilden und Konzepte erstellen, um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken. Es sei jedoch unerlässlich, dass die Eltern diese Konzepte auch unterstützen und begleiten. "Das machen leider nicht alle Eltern. Viel zu wenige engagieren sich", sagt die Mutter.

Doch beim Blick auf die Zahlen der Polizei - elf Strafanzeigen sind allein 2017 bekannt geworden, bei denen sich der Tatort in der Neusser Sekundarschule befunden haben soll - drängt sich die Frage auf, ob diese Konzepte überhaupt greifen. "Jahrelang ist nichts passiert. Die Projekte laufen jetzt erst so langsam an", sagt Ploumis.

Eine Mutter, die anonym bleiben möchte, gibt jedoch an, dass die Elterschaft über einige dieser Projekte gar nicht informiert worden wäre. Wie zum Beispiel das sogenannte Chancenwerk, das nach den Osterferien starten soll. "Ich habe erst auf der Internetseite der Schule davon gelesen", sagt sie. Die betroffenen Eltern und die Schulpflegschaft möchten sich nun an einen Tisch setzen, um zu schauen, wie es weitergeht. Von Seiten der betroffenen Eltern ist die Schulleitung um den kommissarischen Rektor Georg Balster jedoch nicht erwünscht. "Es liegt zu viel im Argen. Herr Balster lädt uns ja auch nicht zu Gesprächen ein, die er mit der Schulpflegschaft führt", sagt die Mutter.

Bezogen auf die Unterrichtsausfälle übt Kathrin Ploumis Kritik an der Bezirksregierung: "Wir wünschen uns mehr Unterstützung in personeller und materieller Form."

Nach Angaben der Bezirksregierung Düsseldorf handelt es sich bei der Sekundarschule in Neuss um "keine große Schule mit einem überschaubaren Kollegium" (42 Stellen). Selbst bei einem geringen Krankenstand seien Auswirkungen bei einem überschaubaren Kollegium schnell bemerkbar. Die Personalausstattungsquote liege aktuell bei mehr als 95 Prozent. Derzeit seien 1,7 Stellen nicht mit einer Lehrkraft besetzt. Aktuell seien aber zwei Stellen im Einstellungsverfahren zum 1. Mai dieses Jahres ausgeschrieben.

(jasi)
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