Freizeit-Tipps Fürs Wochenende Kulturgeschichte der Kartoffel

Neuss · Fünf Monate lang soll eine Ausstellung zum Kartoffelanbau im Rheinland dauern, die heute Abend im Kulturzentrum Sinsteden eröffnet wird. Für die in der näheren Region als "Ädapfel" oder "Erpel" bekannte Kartoffel gibt es allein im Rheinland sieben Bezeichnungen.

 Diese Kartoffeln aus Südamerika sind in der Ausstellung im Kulturzentrum Sinsteden ebenso zu sehen wie zahlreiche andere Kartoffelsorten. Gleiches gilt für kartoffelhaltige Produkte, seien es Chips oder auch Wodka.

Diese Kartoffeln aus Südamerika sind in der Ausstellung im Kulturzentrum Sinsteden ebenso zu sehen wie zahlreiche andere Kartoffelsorten. Gleiches gilt für kartoffelhaltige Produkte, seien es Chips oder auch Wodka.

Foto: L. Berns

Ob Kartoffeln nun als Erdäpfel, Grundbirnen oder gar Erdnüsse bezeichnet werden, ist im Rheinland je nach Region verschieden. Darüber, was die unterschiedlichen Bezeichnungen über die Esser der Kartoffeln aussagen, wird heute Abend Georg Cornelissen im Kulturzentrum Sinsteden informieren.

Um 19 Uhr wird dort eine ganz der Kartoffel gewidmete Ausstellung unter dem Titel "Erdapfel oder Grundbirne" eröffnet. "Die Vorbereitungen haben ein Jahr gedauert", berichtet Kathrin Wappenschmidt, die die Ausstellung über den Kartoffelanbau im Rheinland gemeinsam mit Museumspädagogin Eva Schmitt-Roth organisiert hat.

Im 21. Jahr seit der Eröffnung des zum Kulturzentrum zählenden Landwirtschaftsmuseums ist dies erst die dritte Ausstellung, die ganz im Zeichen einer der bedeutendsten Feldfrüchte überhaupt steht. Als deren Königin gilt weithin die Zuckerrübe und auch mit dem Getreide hat sich eine Ausstellung bereits beschäftigt.

Dass die Kartoffel erst jetzt an die Reihe kommt, spiegelt deren Bedeutung für das Rheinland und den kulturgeschichtlichen Prozess, wie sie hier heimisch wurde, durchaus korrekt wider: Anders als etwa im Bergischen Land, hatte die Kartoffel in der Region durchaus ihre Schwierigkeiten, sich durchzusetzen, wie Kathrin Wappenschmidt erzählt. Wobei eine gewisse Reserve des Rheinländers gegenüber preußischen Neuerungen eine Rolle gespielt haben mag, doch wohl kaum die entscheidende: Viel eher dürfte es die Tatsache der im Rheinland besonders guten Böden gewesen sein, die die Bauern hierzulande lange Zeit ausschließlich auf Getreide und Rüben setzen ließ und der Kartoffel zunächst lediglich eine Außenseiterchance einräumte.

"Weltweit gibt es 5000 Kartoffelsorten, von denen aber nur 200 in Deutschland angebaut werden dürfen", sagt Kathrin Wappenschmidt. Die Ausstellung jetzt zu eröffnen, steht nach ihren Worten auch in engem Zusammenhang mit der Höfetour, die Rheinischer Landwirtschaftsverband und Rheinische Landwirtschaftskammer zusammen mit der Kreisbauernschaft am 5. Juni erstmals in Rommerskirchen unternehmen.

Zu sehen sind in Sinsteden zudem alte Geräte für die Kartoffelernte sowie zahlreiche Produkte, die Kartoffeln enthalten. Die reichen von Gnocchi, Pommes frites und Chips bis hin zum berühmten Wodka. Dessen rheinisches Pendant übrigens ist demgegenüber eher berüchtigt: Über die Gefahren zumindest der schlimmsten Arten des gebräuchlichen Kartoffelschnapses können sich die Besucher des Kulturzentrums gleichfalls informieren. Sebastian Meurer

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort