Neuss Kunst aus Punkt und Linie im "amschatzhaus"

Neuss · Die Holzheimer Galerie stellt ab Samstag Werke des tschechischen Konstruktivisten Frantiek Kyncl aus.

 Wie ein Netz hat der Maler Frantiek Kyncl die Bildfläche mit Linien überzogen.

Wie ein Netz hat der Maler Frantiek Kyncl die Bildfläche mit Linien überzogen.

Foto: Kyncl

Kirsten Adamek, die Chefin der Galerie "amschatzhaus" freut sich auf eines der größten Highlights ihrer bisherigen Ausstellungsgeschichte: In der 33. Ausstellung des Holzheimer Kunst- und Aktionsraumes wird mit Frantiek Kyncl (1934-2011) ein international bekannter Bildhauer und Maler mit einer Werkschau vorgestellt. Der tschechische Konstruktivist Kyncl, der 1968 aus politischen Gründen die damalige Tschechoslowakei verließ, war Freund bedeutender Künstler wie Jiri Kolar, Norbert Kricke, Heinz Mack oder Günther Uecker und bekannt mit Lucio Fontana, der für ihn einen wichtigen Einfluss darstellte.

Kyncl hat ein überaus umfang- und abwechslungsreiches, interdisziplinäres Werk geschaffen. Die Galerie "amschatzhaus" wird unter dem Titel "RaumMoleküle" einen repräsentativen Überblick über die verschiedenen Arbeitsfelder Kyncls bieten. Angefangen von seiner wohl bekanntesten Serie, den filigranen Kuben, die aus Hunderten, teilweise Tausenden einzelner Holzstäbchen zusammengesetzt sind und so komplexe Raumraster erzeugen, bis hin zu Zeichnungen, die bisweilen ebenfalls Holzstäbchen einbinden, sich so an die Kuben-Serie anschließen und zugleich der Zeichnung den Weg in die Dreidimensionalität eröffnen. Gleichzeitig hat Kyncl die Kubus-Struktur dann wiederum in die Fläche transportiert. In großformatigen Siebdrucken wird der zugrundeliegende Würfel zu einer rein seriellen Netzstruktur, die einer malerischen Gesamtqualität des Bildes verpflichtet ist. Dann wiederum verdichtet Kyncl verschiedene Arbeitssegmente zu sogenannten Raumcollagen.

Frantiek Kyncls Arbeiten verbindet die ihnen innewohnende Spannung. Es ist, als wollten sie, die so sehr in eine feste Form gepresst sind, immer wieder aus dieser ausbrechen. Ob dies nun im Einzelfall dem Material, der Farblichkeit oder der Struktur selbst geschuldet sein mag: Wie sehr Kyncl stets mit Behutsamkeit und Plan am Werke ist, verrät sein Text "Monolog über die Zeichnung": "Eine Zeichnung beginnt mit einer Berührung - mit einem Punkt! Ein PUNKT ist eine Zeichnung! Durch Verbindung zweier Punkte - Verlängerung der Berührungen - entsteht eine Linie. Eine gerade LINIE, Rund- oder Welllinie: ein uraltes Element der intellektuellen Verständigung." Daher sieht er die Zeichnung als "das einfachste Verständigungsmittel".

Es geht ihm also um nicht weniger als um Kommunikation. Nicht umsonst richtet der Konstruktivismus sein Augenmerk auf das Elementare, auf die Tiefenstruktur, das Gerüst der bestehenden Dinge. In diesem Sinne sind Kyncls Arbeiten kommunikative Beiträge auf kleinstem gemeinsamen Nenner, letztlich ist ihre Sprache selbst Kleinkindern nachvollziehbar: Punkt und Linie, Linie und polygone Form.

Frantiek Kyncls Werke gehören zum Bestand großer europäischer Museen.

Info Hauptstraße, Vernissage: Samstag, 4. Februar, 16.30 Uhr, bis 25. April, Besichtigung nach Vereinbarung unter 0171-545 7885

(NGZ)
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